- Wo kommen die Rauhnächte her?
- Zusammenhang Wintersonnwende und Rauhnächte
- Wofür steht die Zeit zwischen den Jahren?
- Was sollten Familien in der Rauhnacht nicht tun?
- Welche Rituale eignen sich, um die Rauhnächte mit Kindern zu feiern?
- Rituale für Familien zur Weihnachtszeit
- Inspirationen zum Räuchern in den Rauhnächten
- Über Verena Wagner
Die Rauhnächte als Familie zu feiern, ist eine wunderbare Idee. Aber nicht alle Rituale für die Rauhnächte eignen sich für Kinder. In diesem Artikel erkläre ich, wie du Rituale wie die Innenschau und die Orakelhaftigkeit der geheimnisvollen Rauhnächte so adaptieren kannst, dass du sie gemeinsam mit deiner Familie, kleinen und großen Kindern sowie Jugendlichen zelebrieren kannst. Besonders interessant sind die Rauhnächte für Familien mit Teenagern oder Kinder mit großem Altersunterschied.
In früheren Zeiten waren die Rauhnächte stets eine Familienangelegenheit, ein Familienfest. Die Zeit zwischen den Jahren von 25. Dezember bis 6. Januar war die Zeit, in der alles ruhte, die Zeit quasi Stillstand. Draußen war es kalt, dunkel und ungemütlich und die ganze Familie rückte eng zusammen – räumlich aber auch gedanklich. Daher ist es nur folgerichtig, natürlich und absolut passend die Rauhnächte als Familienbrauch zu betrachten.
Wo kommen die Rauhnächte her?
Die Rauhnächte sind eine sehr alte Tradition, die zurück in vorchristliche Zeiten reicht. Das Christentum hat sich diese heilige Zeit synkretistisch einverleibt, wie so viele andere Bräuche und Fest im Jahreskreis auch. Hier erfährst du etwa einiges Wissenswertes über die Sommersonnenwende, die uns jetzt, zur dunkelsten Zeit des Jahres genau gegenübersteht. Auch das Jahreskreisfest Mabon entspricht dem christlichen Erntedank und Samhain korreliert mit Allerheiligen.
All diese Feste und Rituale im Jahreskreis sind aber viel ältere, heidnische Bräuche. Hier findest du viele detailreiche Informationen über alte Feste und heidnische Traditionen im Christentum.
Erhalten hat sich der Brauch der Rauhnächte vor allem im Alpenraum von Süddeutschland über Österreich bis nach Südtirol in die Schweiz.
Warum heißen die Rauhnächte Rauhnächte?
In alten Zeiten wurden in dieser Zeit des Jahres, in der die landwirtschaftliche Arbeit ruhte, Haus und Hof ausgeräuchert. Schon immer galt das Räuchern den Menschen als heilig. Aber nicht nur das, auch seine desinfizierende und reinigende Wirkung war bekannt. Die Tiere und Menschen wurden mit den Rauhnachtsräucherungen gesegnet. Krankheiten, Unglück und Flüche sollten so von ihnen fern gehalten werden.
Das Rauh in Rauhnacht bezieht sich auf den Rauch, der die bösen Geister vertreiben sollte. Rauch – Räuchern – Weihrauch – geweihter Rauch – ist eine Wortfamilie. Wir kennen dieses alte Wort auch aus dem Märchen Allerleirauh. Dort wird zwar nicht geräuchert, aber viele Märchen enthalten Bruchstücke einer früheren, vorchristlichen Kultur.
Zusammenhang Wintersonnwende und Rauhnächte
Die Wintersonnenwende am 21.12. markiert den kürzesten Tag des Jahres. Ab jetzt dreht sich das Blatt und die Sonne und mit ihr das Licht kommen jeden Tag wieder ein bisschen näher zur Erde. In den Rauhnächten ist davon noch nicht wirklich viel zu bemerken, erst im Januar und ganz deutlich dann zu Lichtmess (Imbolc), dem nächsten Jahreskreisfest Anfang Februar spüren wir, wie das Licht zu uns zurückkehrt.
Sehr gut kannst du schon zur Wintersonnenwende mit den Vorbereitungen für die Rauhnächte beginnen. Setzte dich im Kreis deiner Familie zusammen und schreibt gemeinsam 13 Wünsche auf. Die gibst du in ein leeres Gurkenglas. Jeden Tag der Rauhnächte verbrennt ihr gemeinsam draußen einen der Papierschnipsel. Ein Wunsch bleibt am 6. Januar übrig: den dürft ihr euch als Familie gemeinsam selbst erfüllen.
Warum gibt es 12 Rauhnächte?
Zwischen den Jahreskreisfesten der Wintersonnwende und Imbolc liegen die Rauhnächte, die uns in das neue Jahr hineinbegleiten. Meistens lesen wir von zwölf heiligen Nächten. Bei dieser Zählung beginnen wir mit dem 25.12. als erster Rauhnacht und enden mit der Perchtnacht vom 5. Januar, die in den Heiligdreikönigstag mit seinen ganz eigenen Bräuchen mündet. Hier gibt es den Bohnenkönig, die besonderen Heiligdreikönigskuchen oder die singenden Sterntaler, die umherziehen und einen christlichen Segen auf die Tür schreiben und mit Weihrauch ins Haus räuchern. Auch diese Tradition am Ende der Rauhnächte markiert mit einem Segen den Übergang ins neue Jahr und die Rückkehr in den Alltag.
12 Rauhnächte symbolisieren die 12 Monate des neuen Jahres. Was dir an jedem dieser Tage geschieht, hat eine Bedeutung für das kommende Jahr. Du kannst ein Tagebuch führen und zum nächsten Jahresrückblick darüber nachdenken, was passiert ist, ob es Übereinstimmungen gegeben hat und was das für dich und deine Familie bedeutet. Das ist der stille und besinnliche Teil der Innenschau. Vielleicht möchtest du dies allein tun.
Wofür steht die Zeit zwischen den Jahren?
Die Zeit zwischen den Jahren eignet sich zum Orakeln und zum Jahresrückblick. Sie ist wie geschaffen für eine ganz persönliche, private Innenschau. Was lief gut im letzten Jahr, was war nicht so gut? Wofür sind wir dankbar und was wollen wir einfach loslassen?
Dankbarkeitsrituale können wir wunderbar im Familienkreis abhalten. Wir setzen uns dazu in einen Kreis und jede:r kommt zu Wort. Ein ganz schöner Brauch ist es, einen Dankbarkeitsbaum zu gestalten. Vielleicht willst du dazu gleich den Weihnachtsbaum nutzen, an den ihr eure guten Wünsche für das neue Jahr und eure Dankeschöns auf kleine Kärtchen hängt?
Zahlreiche Inspirationen und Ideen wie du die Rauhnächte, Silvester und Neujahr mit Kindern feiern kannst, findest du im Mitmachbuch „Familienbande im Jahreskreis„.
Was sollten Familien in der Rauhnacht nicht tun?
Die Rauhnachtszeit können Familien nutzen, um gemeinsam wertvolle Familienzeit zu verbringen. Wie wäre es inemal mit digitalem Fasten? Digital Detox heißt das Zauberwort, das deine Rauhnächte noch viel magischer werden lässt. Wenn das dir und deiner Familie nicht zwei Wochen am Stück gelingt, könnt ihr es auch stundenweise probieren. Auch gemeinsame Mahlzeiten, Ausflüge und Zusammen spielen helfen, einmal auf alle Geräte zu verzichten. So bleibt der Fernseher aus, damit die Zeit zwischen den Jahren zu etwas Besonderem wird.
Woher kommt es, dass man in den Rauhnächten keine Wäsche waschen darf?
Früher glaubten die Menschen, das in den Rauhnächten draußen Berta, Berchta oder Holda/Holla mit ihrer wilden Schar tobte. Die alte Frau Holle ist auch ein Aspekt der alten Göttin, die in dieser Zeit des Jahres die Seelen und Geistwesen der Verstorbenen mit sich in ihr Reich holte. Hierzu gibt es viele Geschichten mit eindeutig christlichen aber auch viel älteren Elementen.
Jedenfalls fürchteten sich die Menschen und es war Gesetz, dass die Arbeit ruht. Es war nicht erlaubt Wäsche zu spinnen und nähen, zu weben oder zu handwerken. Die Wäsche durfte nicht gewaschen werden. Wer die Wäsche draußen aufhängte, riskierte, dass die wütende Göttin hineinfuhr und einen Fluch aussprach.
Für sie und ihre Geisterschar stellten die Menschen stattdessen Speis und Trank nach draußen, dass sie sich auf ihrer Reise ins Jenseits stärken konnten.
Um diesen Wesenheiten ansonsten gar nicht in die Quere zu kommen, zogen sich die Menschen ins Haus zurück. Auch eine Reise zu unternehmen war in dieser Ziet keine gute Idee. Die Mnschen verreisten nicht, wenn es nicht unbedingt vermeidbar war. All diese Regeln machten die Rauhnächte wirklich zu einer besinnlichen und stillen Zeit zuhause. Der Rückzug ins Häusliche und Private tut einfach gut, auch wenn wir heute nicht mehr solche Beschränkungen auf uns nehmen müssen.
Welche Rituale eignen sich, um die Rauhnächte mit Kindern zu feiern?
Wie oben bereits beschrieben, ergeben gemeinsame Wünsche und Dankbarkeitsrituale eine gut umsetzbare Aktivität für Familien. Jeden Tag eine kleine Geschichte vorlesesn oder etwas gemeinsam tun: eine Kerze anzünden, Weihnachtslieder singen oder etwas malen – all diese Tätigkeiten sind passend, um eigene Rituale zu entwickeln.
Ganz wichtig ist, dass wir Erwachsene uns auch selbst einmal vornehmen, das Smartphone wegzulegen oder gleich eine Socia Media-Pause zu machen. Dann merken die Kinder auch, dass diese Zeit besonders ist und uns die gemeinsame Familienzeit wirklich etwas bedeutet.
Auch die Innenschau lässt sich gut mit Kindern durchführen. Gemeinsam als Familien einen Jahresrückblick zu halten, ist eine gute Idee. Auch ein Familien Vision Board für das neue Jahr ist eine tolle Aktion, bei der kleine und große Kinder mitmachen können.
Mit älteren Kindern und Jugendlichen kannst du dir überlegen, ob jeder für sich ein Tagebuch führt. Da besteht dann das Ritual eher daraus, sich gemeinsam an jedem der zwölf Tage zu erinnern, etwas aufzuschreiben. Etwa, indem ein Tee und Kekse am Esstisch einladen und ein Zeitfenster vorgeben.
Für das tägliche Schreiben gibt es viele Ideen. Eine davon lautet so:
- Rauhnacht: Ankommen – was erwarte ich mir von den Rauhnächten
- Rauhnacht: Achtsamkeit – Was möchte ich für das neue Jahr säen?
- Rauhnacht: Neubeginn – was möchte ich im nächsten Jahr neu beginnen, was ausprobieren?
- Rauhnacht: Loslassen – was möchte ich gehen lassen, was brauche ich nicht mehr?
- Rauhnacht: Das Leben und die Freundschaft feiern – ja zu sich selbst und anderen sagen!
- Rauhnacht: Fülle – Dankbarkeit für das was ist und das was dich ausmacht!
- Rauhnacht: Vorbereitung auf ein neues Jahr – was möchte ich in mein Leben einladen?
- Rauhnacht: Segenswünsche – was wünscht du dir für dich und deine Familie?
- Rauhnacht: Neujahrsvorsätze – brauche ich die und wenn ja, für was?
- Rauhnacht: Abschied – das Alte gehen lassen und Platz schaffen für Neues
- Rauhnacht: Wandlung – was darf sich wandeln, verändern?
- Rauhnacht: Rückblick & Ausblick – was hat dir gefallen an dieser Innenschau und was nimmst du für dich mit?
Rituale für Familien zur Weihnachtszeit
Ob zur Wintersonnenwende, zu Weihnachten oder in den Rauhnächten. Genießt die Zeit zusammen – auch wenn nicht alles durchgeplant und perfekt nach Plan verläuft. Du bist gut genug. Deine Familie ist gut genug. Diese schöne Familienzeit ist so besonders, weil ihr zusammen seid. Ohne all den Druck und Weihnachtsstress, die langen To-Do-Listen und die vielen Pläne ist alles einfacher. Gerade Familien brauchen nicht noch mehr Sterss und Aufgaben. Denk dir die Rauhnächte wie einen Platzhalter – alles kann, nichts muss.
Schau einfach, was zu euch passt und worauf du und deine Liebsten Lust habt. Wie wäre es mit einer Waldweihnacht? Es ist auch ganz egal, an welchem Datum du in den Wald gehst mit deinen Kindern. Es geht viel mehr um die Zeitqualität dieser dunklen Tage.
Und wenn deine Familie etwas erlebt, was allen besonders gut gefällt, weil es schön gelungen ist, dann wiederholt das doch im nächsten Jahr. So entstehen eigene Rituale, die gut zu deiner Familie passen.
Inspirationen zum Räuchern in den Rauhnächten
Besonders geeignet zum Räuchern in den Rauhnächten ist neben weihrauch auch Salbei. Seit Urzeiten räuchern Menschen Salbei, um Räume zu reinigen und alte, verbrauchte Energien zu neutralisieren.
Weitere beliebte Kräuter zum Räuchern in der Weihnachtszeit sind Wacholder (ebenfalls reinigend), aber auch Fichten-, Tannen- und Kiefernharze. Weitere Weihnachtsdüfte, die sich gut für Familien eignen, sind Zimt, Vanille und Zitrusfrüchte wie Mandarine und Orange.
Wer mehr über die Jahreskreisfeste und die Räuchertraditionen (mit Gewinnspiel) zu den Rauhnächten lesen will, liest weiter in meinen Artikeln in der Zeitschrift genießen und reisen.
Über Verena Wagner
Auf ihrem nachhaltigen Familien- und Naturblog mamirocks.com begleitet Verena Wagner seit über sieben Jahren Familien bei ihrer Aufgabe, Kindern Geborgenheit und Rückhalt zum Groß- und Starkwerden zu geben. Sie schreibt für ihr Leben gern als Buchautorin, Journalistin und Bloggerin.
Das Kinderbuch Familienbande im Jahreskreis ist ihr Herzensprojekt, mit welchem sie Kinder und Eltern ein einzigartiges Erlebnis bieten möchte.