Wie du dein wahres Selbst entdeckst

Was ist das wahre Selbst?

In einer Welt, in der es nur so von Normen, Regelungen und gesellschaftlichen Erwartungen wimmelt, ist es leicht, sein wahres Selbst zu verlieren. Begeben wir uns dann auf die Suche nach uns, begegnen uns Begriffe, wie das innere Kind, der innere Kritiker oder der Ego Anteil in uns. Doch was davon ist mein WAHRES Selbst und wie entdecke ich es? Dieser Frage geht Autorin und Trauma-Coach Jessica Zimmerer in diesem Artikel ausführlich nach.

Das wahre Selbst:

Das wahre Selbst ist die tiefste Ebene in uns, das tiefe-ICH, im spirituellen Sinne wird dies auch häufig mit unserer Seele definiert. Es ist also dein ursprüngliches Wesen, unverfälscht und unbegrenzt, so wie Kinder ihr wahres Selbst leben, bevor sie sich den Erwartungen der anderen anpassen. Beispielsweise in dem sie ihre Gefühle lautstark zum Ausdruck bringen, ohne sich zu schämen oder zu genieren. 
Ich definiere das wahre, ursprüngliche Selbst mit unseren Gefühlen. Gefühle waren das erste, was wir als Kinder empfanden, sie sicherten uns das Überleben, lange bevor wir Gedanken formulieren konnten.
Das wahre Selbst ist ein tiefes Gefühl in uns, was sich wahr und richtig anfühlt. Unser wahres Selbst, unbeschrieben, wie das eines Kindes, ist frei. Frei von Bewertungen, Erwartungen, einschränkenden Gedanken und Glaubenssätzen. Das wahre Selbst ist ein tiefliegendes Gefühl von Wahrheit.

Doch wie fühlt sich Wahrheit an? Ganz einfach – leicht. 

Die Wahrheit ist weder gut noch schlecht. Auch eine vermeintlich „schlechte“ Nachricht, die der Wahrheit entspricht, fühlt sich leicht an, weil sie nun mal einfach richtig ist. In unserem Körper und Nervensystem können wir das damit begründen, dass eine Unwahrheit, also eine Lüge, unmittelbar Stress und Anspannung auslöst. Diese Methode wird auch vielfach in der Kinesiologie (Bsp. Myostatiktest) verwendet. 
„Das bedeutet, dein wahres Selbst ist leicht.“
Alles, was dir ein leichtes Gefühl vermittelt, ein inneres Gefühl der Entspannung, der Leichtigkeit, vielleicht auch der Wärme, entspricht deiner inneren Wahrheit, deinem wahren Selbst. Es drückt sich aus, durch innere Stimmigkeit und Freiheit – dem tiefen Einklang.

Wie entdecke ich mein wahres Selbst?

Wie oben bereits erläutert, erkennst du dein wahres Selbst an einem leichten Gefühl. Aber was, wenn du Schwierigkeiten hast, dich selbst zu spüren oder dich unterbewusst weitestgehend von deinen Gefühlen abgetrennt hast? 

Folgende Schritte könnten dir dabei helfen: 

Bewusstsein.

Alles beginnt mit dem ersten Schritt der Bewusstwerdung. Achte im Alltag darauf, in welchen Situationen du dich nicht wohl fühlst. Wann fühlst du dich fremd? Vielleicht sogar fremdbestimmt? Wann unterdrückst du ein zaghaftes Ziehen in deinem Körper, welches dir mitteilen möchte, dass dir die Situation nicht guttut? Wann fühlt es sich schwer an? Bewusst sein bedeutet, die Gedanken einmal ruhen zu lassen und auf den Körper zu achten, ohne zu bewerten. Wir sind es gewohnt unmittelbar mit Gedanken und Handlungen zu reagieren. Halte jetzt bewusst immer wieder für einen kurzen Moment inne und konzentriere dich auf deinen Atem. Mit der Zeit fällt es dir immer leichter, auf deinen inneren Kompass, dein Gefühl zu hören. Dann erkennst du immer leichter, was sich für dich schwer und was leicht anfühlt.  

Annahme

Der zweite Schritt zu deinem wahren Selbst ist, dich selbst mit allen Schwächen, allen Scham- und Schuldgefühlen, allen Ängsten und Sorgen, anzunehmen. Wie gesagt, die Wahrheit ist immer leicht, sich zu verstellen ist dagegen schwer und anstrengend. Erinnere dich erneut an das Beispiel mit dem Kind, es nimmt sich selbst und alle, auch vermeintlich negativen Gefühle, an. Ja, es lässt sogar alle Mitmenschen an seinen Gefühlen teilhaben. Soweit, musst du noch nicht gehen ;-). Es reicht, wenn du dich selbst annimmst. Lass die Gefühle für einen Moment da sein und greife auf die o.g. Technik zurück: Beobachte deinen Körper, wie verhält sich das Gefühl? Was passiert in dir? Wohin wandert es? Nimm es an, ohne dass dein Kopf dazu eine passende Story erzählt und dir erklärt, woher das Gefühl stammt oder wer daran schuld haben könnte.

„Gehe auf Entdeckungsreise in dein tiefstes, wahres Selbst. Diese zwei Schritte klingen wenig spektakulär, aber es sind die leichten Dinge, die der Wahrheit entsprechen. :-)“

Jessica Zimmerer

Und nur durch diese zwei Schritte ist es möglich, dich zu reflektieren und dein wahres Selbst von hinderlichen Prägungen und Glaubenssätzen zu unterscheiden. Du hast dir im Laufe des Lebens, mehrere Schutzschichten angeeignet, die dir geholfen haben, zu überleben. (Mehr dazu, weiter unten: „Hintergrund: Wie entsteht das wahre Selbst“)

Entdecke dich selbst hinter blockierenden Mustern 

Jetzt geht es darum, dich SELBST hinter all den einschränkenden und blockierenden Muster zu entdecken. Dafür musst du eine Schicht nach der anderen aufdecken und dich selbst kennenlernen. So, wie sich eine Freundschaft oder Partnerschaft aufbaut, geht es auch hier darum, dich selbst kennen zu lernen und herauszufinden, was du willst und wer du bist.

Folgende Schichten kannst du dabei (auf)- und entdecken:

  • Selbstbild: Welches Bild hast du von dir? Wie wärst du gerne? Und wie bist du wirklich? Das ist ein umfangreiches Thema, wenn dich dieses interessiert, lese gerne folgenden Artikel über Selbst- und Fremdbild.
  • Werte: Nach welchen Werten lebst du? Kennst du deine Werte? Welche sind dir besonders wichtig? Finde hie mehr über Selbstwert heraus.
  • Glaubenssätze: Welche Glaubenssätze verdecken dein wahres Selbst? Fühlen sich die Sätze wie „ich bin nicht gut genug“ wirklich leicht an? Nein? Kein Wunder, denn sie entsprechen nicht der Wahrheit. Werde dir deiner Glaubenssätze bewusst. Hier geht es zum Artikel Glaubenssätze
  • Traumata: Gibt es Traumata, Themen und Ängste, die dich bisher einschränken? Gibt es Erfahrungen, die du gemacht hast, die dich nicht mehr leicht und lebendig leben lassen? 
  • „Unser wahres Ich, unser wahres Leben ist das, was wir ohne unsere Traumata sind, frei und selbstbestimmt.“
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Wie lebe ich in meinem wahren Selbst?

Die Wahrheit ist weder gut noch schlecht. Weshalb dein wahres Selbst bedeutet, dich vollkommen anzunehmen, so wie du bist. Mit allen Schwächen, allen Gedanken ohne Wertungen. Durch Selbstannahme kannst du auch gegenüber anderen zu dir und deinen Bedürfnissen stehen und dadurch authentisch und dein wahres Selbst leben. 

Dabei können dir die drei AAA bei der Umsetzung helfen:

  • Achtsamkeit: Wie oben beschrieben, halte den Kontakt zu deinem Körper und deinem Gefühl. Halte inne und beobachte, was in dir geschieht. Willst du das wirklich? Gebe dir achtsam und bewusst Zeit, auf diese Frage zu reagieren. 
  • Authentizität: Sobald du dich selbst besser kennst und den Kontakt zu deinem wahren Gefühl hergestellt hast, kannst du dir selbst treu sein. 
  • Abgrenzung: Abgrenzung ist ein wesentlicher Baustein, um uns nicht von den Erwartungen und Gefühlen anderen einhüllen zu lassen und uns selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Sei mutig und grenze dich ab.

Hintergrundwissen: Wie entsteht das wahre Selbst?

In den ersten beiden Lebensjahren sind wir biologisch und psychisch nicht von unserer Bindungsperson getrennt. In unserem Gehirn sind noch keine sog. Selbstsysteme angelegt. Was bedeutet, dass Babys sich noch nicht selbst emotional regulieren können. Die Gefühle der Eltern übertragen sich automatisch auf die des Kindes. Das Kind fühlt Angst, wenn die Mutter ängstlich ist. Es geht vollkommen in Resonanz ohne ein SELBST einzuschalten und sich abzugrenzen. 
Ab dem zweiten Lebensjahr entstehen die Gehirnareale, die für eine Selbstwahrnehmung wichtig sind. Das Gehirn verknüpft: So bin ich, in Bezug auf die Reaktion meiner Umwelt. Was so viel bedeutet, wie: Wenn meine Eltern einen bösen Blick auf mich richten, muss ich wohl böse sein. Das Kind kann noch nicht unterscheiden, dass die Eltern ein eigenes Selbst und damit eigene Probleme haben. Das Selbstbild des Kindes entsteht damit unmittelbar, wie sich das Kind in Bezug auf seine Eltern erfährt.
Das Einzige, was das Kind zum Ausdruck seines Selbst hat, sind seine Gefühle. Werden diese von den Bezugspersonen angenommen, so fühlt es sich in Ordnung und sicher auf dieser Welt. Das Kind lernt, dass seine Gefühle ein angemessener Ausdruck seines Selbst sind. Es fühlt sich richtig, weil es bestätigt bekommt, dass seine Gefühle der Wahrheit entsprechen. Mit dieser Erfahrung bleibt das Kind und der spätere Erwachsene mit ihrem wahren Selbst verbunden. 
Erleben wir in unserer Kindheit (in der ersten Beziehung zu unseren Mitmenschen) nicht so positive Erfahrungen, so lernen wir, dass unsere Gefühle falsch sind – sprich wir verlieren die Verbindung zu unserem wahren Selbst. Wir fangen an, uns in Schutzstrategien einzuwickeln, negative Glaubenssätze anzueignen und die Verbindung zu unseren Gefühlen zu unterdrücken. Wir wickeln uns immer mehr ein und verschleiern dadurch unser wahres Selbst. 

Fotos: Pexels – Andrea Piacquadio, Verena Wagner

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