- Was ist Ikigai, die japanische Lebenskunst?
- Die berühmte Ikigai-Venn-Grafik
- Was Ikigai in Japan nicht ist:
- Ikigai – mehr als ein Trend: Was die Wissenschaft sagt
- Wie du dein Ikigai – und dich selbst – erkennst
- Integriere Ikigai in deine Selbstfindung. Hier sind fünf Ansätze:
- Ikigai und die Schmetterlingsfrequenz
- Ikigai leben im modernen Alltag – geht das? Ja, das geht!
- Fazit: Ikigai, die japanische Lebenskunst ist eine Einladung an dich
- Über Gabriele Feile
Was macht dein Leben wirklich lebenswert? Wofür stehst du morgens auf – mit echtem innerem Ja? Was verschafft dir regelmäßig Freude?
In der japanischen Lebenskunst Ikigai steckt eine Antwort, die tief berührt. Dieses Wort, das so viel bedeutet wie „das, wofür es sich zu leben lohnt“, beschreibt eine Lebensphilosophie, die weit über Glück oder Erfolg hinausgeht. Es geht um Sinn, Freude und das Bewusstsein deiner Bestimmung.
Frauen und Männer stehen oftmals rund um das 40. Lebensjahr an einem Wendepunkt, der gerne als Sinnkrise beschrieben wird: Sie haben vieles erreicht: Partnerschaft, Familie, Karriere, Wohlstand – und trotzdem fehlt das Gefühl innerer Erfüllung. Auch später, etwa in den Wechseljahren oder beim Renteneintritt, kommen Sinnkrisen vor.
Genau diese Zeiten sind ein idealer Ausgangspunkt, um dein Ikigai zu enthüllen und zu entdecken.
Was ist Ikigai, die japanische Lebenskunst?
Der Begriff „Ikigai“ stammt aus Japan. Das Wort setzt sich zusammen aus Iki (von ikiru) = leben und Gai (von kai) = Wert. Wörtlich übersetzt heißt Ikigai folglich „der Wert des Lebens“ oder „wertvoll leben“. Es ist „das, wofür es sich zu leben lohnt“.
Ikigai ist kein Konzept, das man erreichen muss – sondern eine innere Haltung, die aus dem Alltag wächst. Eine wahre Lebenskunst.
In der japanischen Kultur ist Ikigai tief verwurzelt. Vor allem auf der Insel Okinawa – der Insel der Hundertjährigen – ist es zentraler Bestandteil des Lebensgefühls. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen hoher Lebenserwartung und Lebenssinn – sogar wissenschaftlich bestätigt (siehe unten).
Ikigai außerhalb Japans
Auch in westlichen Ländern wird das Prinzip des Ikigai immer bekannter und beliebter. Kein Wunder: Die Sinnfrage stellen sich eher Menschen, deren Grundbedürfnisse nachhaltig erfüllt sind. Sie haben erreicht, was die Gesellschaft von ihnen erwartet und verspüren dennoch eine innere Leere.
Fragen wie: Kann das schon alles gewesen sein? Oder: Wofür tue ich das alles? tauchen häufiger auf. Um befriedigende Antworten zu finden, beginnt eine aufregende Reise zu sich selbst.
Diese Selbstfindungsreise lässt sich weder planen noch gibt es dafür eine Kopiervorlage. Sie sieht bei uns allen unterschiedlich aus. Denn es ist sehr individuell, welche Aufgaben uns gestellt werden, um den Sinn unseres Lebens zu erkennen.
Das Ikigai lässt sich folglich nicht berechnen oder per Brainstorming einkreisen. Es braucht vielmehr eine kontinuierliche Selbstreflexion um zu erforschen, was das Ikigai deines Lebens ausmacht.

Die berühmte Ikigai-Venn-Grafik
Weil die japanische Lebenskunst für Menschen im Rest der Welt nicht so leicht zu erlernen ist, haben sich findige Coaches augenscheinlich auf eine sogenannte Venn-Grafik zum Ikigai geeinigt. Mithilfe dieser Grafik soll auf einen Blick deutlich werden, wie du dein Ikigai findest. Zurück geht die Grafik auf das „Propósito Venn Diagram“, das der spanische Astrologe Andrés Zuzunaga kreiert hat. Propósito heißt übersetzt: Bestimmung.
In dieses Diagramm hat der Blogger Marc Winn ins Zentrum den Begriff „Ikigai“ gesetzt und damit ungewollt ein neues Meme mit der Welt geteilt. Millionenfach wird das Ikigai-Venn-Diagramm seither als vereinfachte Vorlage genutzt. Es sieht so aus:
Für unser westliches Denken sind grafische Darstellungen wie diese hilfreich. Sie vereinfachen komplexe Konzepte, wie das des Ikigai.
Aus diesem Diagramm lesen wir etwa die vier Säulen des Ikigai ab:
- Was liebst du? (Leidenschaft)
- Worin bist du gut? (Berufung/Wirksamkeit)
- Was braucht die Welt von dir? (Mission)
- Wofür kannst du bezahlt werden? (Beruf/Fähigkeiten)
Trotz der „Verwestlichung“ des Ikigai kann dir diese Darstellung nützen, wenn du auf der Suche nach deinem Lebenssinn bist.
Beantworte die vier Fragen ausführlich, indem du in dich hineinfühlst und dir ausreichend Zeit für die Selbstreflexion nimmst. Alle Antworten, die du bekommst, werden dich auf deiner Selbstfindungsreise voranbringen.
Hier gilt: Wenn es dir hilft, dich selbst besser kennenzulernen, ist es für dich wertvoll. Nutze es als Ressource für deine Selbstreflexion und Selbsterkenntnis.
Wichtig ist, dass du dir bewusst bist, dass diese Art der Struktur nichts mit dem tatsächlichen Ikigai-Lebenskonzept aus Japan zu tun hat.
Was Ikigai in Japan nicht ist:
- Ikigai ist kein großer, fixer Lebenssinn
- Das westliche Venn-Diagramm zeigt Ikigai als etwas, das entsteht, wenn sich vier Lebensbereiche überschneiden. Im japanischen Verständnis ist Ikigai jedoch viel alltagsnäher.
- Ikigai bedeutet, die kleinen Dinge wertzuschätzen: einen Moment Ruhe, schöne Erinnerungen oder Hoffnung für die Zukunft. Es ist nichts Endgültiges – Ikigai kann sich im Laufe des Lebens verändern. Zudem kannst du mehrere Ikigais haben. Du trägst dein Ikigai übrigens bereits in dir. Um es zu entdecken, braucht es vor allem Raum für deine Selbstbegegnung, um zu reflektieren, was du erlebst.
- Ikigai steht nicht für beruflichen Erfolg
- Ikigai ist unabhängig von Karriere, Geld oder gesellschaftlicher Anerkennung. Für berufliche Erfüllung gibt es im Japanischen ein anderes Wort.
- Ikigai ist nicht mit besonderen Talenten verbunden
- Du kannst dein Ikigai auch in etwas finden, das du nicht gut kannst, aber sehr gerne machst. Vielleicht singst du leidenschaftlich gerne, kannst aber die Töne nicht halten. Das macht nichts! Wenn es für dich wertvoll ist, kann es dein Ikigai sein.
- Ikigai ist nicht gleich Glück
- Ikigai meint kein dauerhaftes Glücksgefühl. Man kann es auch in schwierigen Zeiten empfinden. Anders als „Shiawase“, das für das flüchtige Glück steht, ist Ikigai ein stabiles, inneres Gefühl, das wir bewusst kultivieren können. Vielleicht ist es am ehesten mit einer tiefen ZuFRIEDENheit zu beschreiben.
Ikigai – mehr als ein Trend: Was die Wissenschaft sagt
- Anders als das westliche Konzept wurde die echte japanische Lebensart oft wissenschaftlich untersucht. Es zeigte sich mehrfach, wie tief die Wirkung von Ikigai reicht:
- Studien in Japan haben ergeben, dass Menschen mit einem ausgeprägten Gefühl für Ikigai gesünder und länger leben. Die Langzeit-JAGES-Studie fand bei einer Gruppe von 10.867 Probanden heraus, dass das Vorhandensein von Ikigai etwa zu geringeren Risiken an Demenz zu erkranken führte. Die Ohsaki-Studie, eine große Untersuchung mit über 43.000 Teilnehmenden, zeigte, dass das Fehlen von Ikigai mit einer erhöhten Sterblichkeitsrate verbunden ist.
- Andere Studien belegen, dass Ikigai Stress reduziert und die psychische Widerstandskraft stärkt.
- Menschen mit starkem Ikigai empfinden mehr Lebensfreude, Zufriedenheit und seelische Stabilität, wie auch Studien unter Studierenden zeigen.
- Ikigai wirkt also wie ein inneres Immunsystem für Körper, Geist und Seele. Es verankert dich tief im Sinn deiner Existenz. Das wirkt sich auf dein Wohlbefinden aus und du fühlst dich erfüllt.
Wie du dein Ikigai – und dich selbst – erkennst
Ikigai ist nichts, was man einfach googelt, findet und dann anwendet. Es ist ein Prozess der intensiven Selbstbegegnung – ehrlich, mutig und oft überraschend. Dein Ikigai zeigt sich dir mehr und mehr, je besser du dich selbst kennst. Selbstreflexion ist deshalb das wichtigste Instrument, um deine Selbsterkenntnis zu vertiefen.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, dich selbst zu erkennen. Meine Erfahrung zeigt, dass sich dir die jeweils passende Methode zeigt, wenn du offen durchs Leben gehst.
Das bedeutet: Du findest ein Buch und hast den Wunsch es zu lesen. Du begegnest einem Menschen, der dich inspiriert und weiterbringt. Du hast ein Erlebnis, das dich tief bewegt, erfreut oder erschüttert. All dies lässt sich nur schwer von dir planen. Du darfst hingegen darauf vertrauen, dass das Universum einen Plan hat, dem du nur zu folgen brauchst.
Es ist unbedingt erlaubt und empfehlenswert, dich bewusst mit dir selbst zu beschäftigen.

Integriere Ikigai in deine Selbstfindung. Hier sind fünf Ansätze:
- Frage dich: Was hat mich als Kind und in meiner Jugend begeistert? Als Kinder sind wir unbedarft und offen. Wir kennen kaum Grenzen und lassen uns nicht von gesellschaftlichen Konventionen leiten. Zumindest, solange unsere Eltern uns lassen. Es lohnt sich also, mithilfe von Fotos, alten Filmen, Gesprächen in der Familie oder Fantasiereisen in deine Kindheit zu reisen und dich daran zu erinnern, was dich ausmacht.
- Erkenne deine Fähigkeiten – losgelöst von äußeren Erwartungen. Was fällt dir leicht? Wofür bekommst du von anderen oft positives Feedback? Die Antworten auf diese Fragen kennst du vermutlich schon – zumindest teilweise. Forsche weiter nach, wenn es Dinge gibt, die du unglaublich gerne machst und die dir leichtfallen. Oft sind es die für dich unscheinbaren Gaben, die bei anderen und bei der Welt sehr viel bewirken.
- Fühle in deinen Alltag hinein. Was gibt dir Energie – und was raubt sie dir? Das kannst du zum Beispiel machen, indem du jeden Abend ein paar Minuten lang auf den Tag zurückblickst.
- Journaling-Impuls: „Wenn Geld keine Rolle spielte – was würde ich jeden Tag tun?“
- Schreibe die Dinge auf, die du am liebsten machen würdest. Kehre immer wieder zu dieser Frage zurück und ergänze deine Ideen und Impulse. Irgendwann erkennst du Verbindungen, die sich nach und nach zu einem deutlichen Bild entwickeln.
- Vertraue dem Prozess. Das ist der wichtigste Tipp: Genieße deine Reise und vertraue darauf, dass alles, was geschieht, gut für dich ist (auch, wenn es dir nicht gefällt). Achte auf die Zeichen und folge den Wegweisern. Das Universum ist dein Reiseführer und kennt den Weg.
Ikigai und die Schmetterlingsfrequenz

Meine Selbstfindungsreise war lang und intensiv und dauert immer noch an.
Es hat eine gute Weile gedauert, bis ich voll und ganz akzeptiert habe, dass ich mich nicht verbiegen muss, um anderen Menschen zu gefallen. Und um meinem Leben einen Sinn zu geben.
Im Jahr 2020 habe ich meine Verwandlung zum Schmetterling vollendet. Ich habe mein wahres Selbst und die Schmetterlingsfrequenz entdeckt. Das ist die magische Schwingung, auf der Menschen ankommen, sobald sie vollkommen sie selbst sind.
Ich habe realisiert: Das Leben von uns Menschen lässt sich mit dem von Schmetterlingen vergleichen.
Die drei Phasen Raupe-Kokon-Schmetterling können auch wir Menschen durchlaufen. Voraussetzung ist: Wir wollen wirklich, wirklich ein Schmetterling sein und sind bereit, uns in den Kokon zurückzuziehen. Die Chance, dass du hier dein Ikigai erkennst, ist groß, weil du dich auf das Wesentliche fokussieren kannst.
Plus: Du erkennst, wofür du da bist. Du erfüllst deine Lebensaufgabe. Und sie erfüllt dich.
Ikigai leben im modernen Alltag – geht das? Ja, das geht!
Viele Menschen fragen sich: „Wie soll ich Ikigai in meinen fordernden Alltag integrieren?“ Nachdem du nun weißt, dass Ikigai nicht das Ziel ist, sondern der Weg, ist die Antwort ziemlich einfach:
Übe dich in Achtsamkeit, durchbreche Routinen und gestatte dir, Zeit nur mit dir selbst zu verbringen – und wenn es nur 30 Minuten am Tag sind oder ein Abend in der Woche.
Selbstreflexion braucht Zeit, Muse und Fokus. Die Innenschau kann dir niemand abnehmen, nur du kannst mit deiner Seele kommunizieren. Dennoch ist auch der Austausch mit anderen Menschen wichtig.
Meine Empfehlung: Suche dir Menschen, die auf einem ähnlichen Weg sind und dich verstehen. Das gelingt dir, wenn du aus deiner Routine ausbrichst und Neues erlebst.
Wenn Menschen mir erzählen, dass sie sich in meinem Buch „Schmetterlinge fallen nicht vom Himmel“ wiedererkannt haben, obwohl sie ein komplett anderes Leben führen, ist das für mich eine schöne Bestätigung. Sie zeigt: Wir machen vergleichbare Erfahrungen, wenn auch in unterschiedlichen Kontexten.
Fazit: Ikigai, die japanische Lebenskunst ist eine Einladung an dich
- Ikigai lädt dich ein, dein Leben bewusster zu gestalten – nicht lauter, nicht perfekter, sondern echter und tiefer.
- Es geht nicht darum, mehr zu leisten, sondern mehr du selbst zu sein.
- Es geht um Selbstfindung statt Selbstoptimierung.
- Es bedeutet: Schmetterling statt Raupe!
Was ist dein Ikigai?
- Welche Antworten warten in dir darauf, entdeckt zu werden?
- Wie gehst du vor, um dein Ikigai zu entdecken?
- Wie gestaltest du deinen Alltag Ikigai-freundlich?
Teile gerne deine Gedanken in den Kommentaren. Dankeschön.
Fotos: Karina Vorozheeva und Boris Smokrovic (ganz oben) beide über Unsplash, Pixabay (unten)
Über Gabriele Feile
Gabriele Feile ist die Entdeckerin der Schmetterlingsfrequenz. Dorthin gelangen Menschen, sobald sie vollkommen sie selbst sind. Um ihnen den Weg zu erleichtern, baut die Autorin für sie Brücken in Form von Online-Kursen. Ihr Angebot hat sie auf schmetterlingsfrequenz.eu zusammengefasst.
