Löwenzahn im Frühling – heimisches Superfood

Wenn im Frühling der erste Löwenzahn auf der Wiese zum Vorschein kommt, freuen sich nicht nur die Tiere, sondern auch wir Menschen. Unsere Kräuterexpertin und Autorin Sonja Bienemann schätzt den Löwenzahn als heimisches Superfood. Ebenso ist Löwenzahn auch eine tolle Möglichkeit für Kleinstkinder, um den Kontakt mit der Natur aufzunehmen.

Löwenzahn ist eine weit verbreitete Pflanze, die zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) gehört. Der wissenschaftliche Name der Pflanze ist Taraxacum. Die Pflanze ist bekannt für seine leuchtend gelben Blüten und seine charakteristischen flauschigen Samenköpfe, die als „Pusteblumen“ bezeichnet werden.

Die Pflanze ist mehrjährig und kann in einer Vielzahl von Lebensräumen wachsen, einschließlich Wiesen, Weiden, Gärten und sogar in städtischen Gebieten. Sie ist in vielen Teilen der Welt heimisch und in einigen Gebieten als invasive Art eingestuft.

Finger weg vom falschen Löwenzahn!

Löwenzahn wächst wirklich ÜBERALL und fast das ganze Jahr über. Und eigentlich dachte ich, dass man den gar nicht verwechseln kann. Wenn der Löwenzahn im Frühling blüht und schön gelb leuchtet oder die Schirmchen bereit zum Losfliegen sind. Die „Pusteblume“ kennt doch jeder.
Doch es gibt noch andere gelbe Blumen und auch Pusteblumen, die ihre Samen über ähnlich, wie der Löwenzahn verbreiten.
Wenn wir uns die guten Eigenschaften des Löwenzahns zu Nutze machen wollen, dann müssen wir sicher sein, dass wir keine andere Pflanze vor uns haben.
Der Löwenzahn hat immer eine grundständige Rosette, also alle Blätter wachsen aus der Mitte heraus. Da der Löwenzahn eine Pfahlwurzel hat, daraus kreisförmig die Blätter. Ein weiteres Merkmal ist, dass die Blätter immer ganz glatt und NIE behaart sind. So erkennt man nämlich den Löwenzahn auch, wenn er nicht blüht oder noch keine Knospen ausgebildet hat.

Löwenzahn im Frühling mit einzelner Blüte

Was macht Löwenzahn denn nun zu einem Superfood?
Oft hört man, dass Löwenzahn giftig wäre. Das wurde früher oft erzählt, weil der Milchsaft des Löwenzahns ziemlich hässliche Flecken in der Sonntagskleidung der Kinder hinterlassen hat, wenn diese mit den leuchtenden Blüten wunderschöne Blütenkränze gefertigt hatten.
Dass die Flecken schwierig aus der Kleidung wieder rausgehen ist leider eine Tatsache. Dass er giftig ist, stimmt aber nicht! Er hat sehr viele gesunde Inhaltsstoffe, allerdings ist er auch bitter. Unsere moderne Ernährung ist meistens von Bitterstoffen befreit. Daher empfinden wir heute oft Bitteres als unangenehm. Dabei sind Bitterstoffe für unsere Verdauung sehr wertvoll. Und wenn man nicht gleich einen ganzen Salat ausschließlich aus Löwenzahn zubereitet, ist das auch völlig unproblematisch.


Ungeübte Bäuche sollten aber allgemein erst wieder langsam an die Wildkräuter herangeführt werden. Das kann man „üben“ indem man am Anfang erst wenige Wildkräuter dem Salat aus dem Supermarkt beimischt. Die Geschmackserlebnisse sind einfach unschätzbar wertvoll und man stellt mit der Zeit fest, wie langweilig Salat ohne Wildkräuter schmeckt.
Zudem verfügt Löwenzahn und viele andere Wildkräuter auch, über viele Nährstoffe wie Vitamin C, Vitamin K, Folsäure und Kalium. Auch Kalium und Eisen sind reichlich enthalten. Da diese Stoffe den Pflanzen in der Natur als Schutzstoffe dienen, sind sie in herkömmlichem Salat kaum mehr enthalten. Salat aus dem Gewächshaus ist ja dem Unbill der Natur nicht ausgesetzt. Da kommen keine Fressfeinde, die Sonneneinstrahlung und Wasserzufuhr wird reguliert. Warum sollte sich der Salat da noch um Schutzstoffe bemühen?

Löwenzahn ist zäh und wächst so gut wie überall, auch schon im zeitigen Frühling, hier hat er sich auf einem Baum angesiedelt.

Wo finde ich das heimische Superfood Löwenzahn?

Eigentlich überall!
Der Löwenzahn ist eine echte Pionierpflanze. Er wächst wirklich aus jeder nur erdenklichen Ritze, in die sich mal ein Samenkorn-Schirmchen verirrt hat. Er liebt stickstoffhaltigen Boden. Wenn wir also im Frühling eine Wiese sehen, die über und über mit Löwenzahnblüten bedeckt ist, kann davon ausgegangen werden, dass dort gut gedüngt wurde. Auf sehr mageren Wiesen findet man den Löwenzahn nicht so oft.

Welche Pflanzenteile können genutzt werden?

Löwenzahn kann fast das ganz Jahr geerntet werden – schon ab Februar im zeitigen Frühjahr spitzt er heraus. Der Löwenzahn im Frühling ist ein richtiger Vitaminbooster. Denn zu dieser Jahreszeit sind die Blätter frisch und damit noch nicht so bitter. In den Salat integriert oder im Smoothie ist der Löwenzahn im Frühling eine echte Bereicherung nach dem Winter und der teilweise doch üppigen und fettigen Ernährung.
Wenn dann später beim Löwenzahn im Frühling (April, Mai) die Knospen erscheinen, können diese auch geerntet werden. Als falsche Kapern eingelegt oder gebraten z.B. zu Rührei, sind sie sehr schmackhaft.
Die Blüten vom Löwenzahn im Frühling können zudem als essbare Deko verwendet werden. Als Sirup oder Gelee verarbeitet, ist dieser „Löwenzahn-Honig“ eine köstliche Frühstücksalternative.
Im Herbst und Winter, wenn sich die Pflanze in die Erde zurückgezogen hat und nur noch eine kleine Rosette zu finden ist, kann auch die Wurzel ausgegraben werden.
Für Löwenzahnwurzeln gibt es auch verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Zuerst müssen die Wurzeln allerdings gründlich gewaschen, in kleine Stücke geschnitten und getrocknet werden. Röstet man sie dann in einer trockenen Pfanne vorsichtig an, kann man sie als Kaffeeersatz verwenden.

Wo kann ich Löwenzahn unbedenklich ernten?

Wie alle Wildkräuter sollte man auch Löwenzahn nicht an stark befahrenen Straßen oder stark landwirtschaftlich genutzten Flächen ernten.
In der Stadt, am besten auch etwas Abseits der Hauptwege in den Parks. Und natürlich sollte man die Wildkräuter, bis auf die Blüten, immer gut waschen. Aber das macht man auch mit dem Gemüse aus dem Supermarkt. Da wissen wir ja auch nicht, wer da vorher alles angefasst hatte.
Mit ein bisschen gesundem Menschenverstand und Augenmaß bei der Kräuterernte, kann auch in der Stadt das eine oder andere Wildkraut gefunden und verwendet und der Speiseplan mit Vitaminen, Ballast- und Mineralstoffen, aber vor allem mit neuen Geschmackserlebnissen, bereichert werden.

Löwenzahn in der Frühjahrskur

Im Winter, gerade über die Feiertage, ernähren wir uns ja nicht immer sehr vernünftig. Das wird oft zu viel und zu fettig gegessen. Unsere Leber hat dann ordentlich zu tun. Da kann der Löwenzahn in einer Frühjahreskur hilfreich sein.
Wenn man Tee mag, kann eine solche Löwenzahnteekur dem Körper guttun.
Ich mische dazu z.B. einen Tee aus Löwenzahn, Schafgarbe, Brennnessel, Birkenblättern und Holunderblüten. Ein Rezept von Ursel Bühring, aus ihrem Buch „Heilpflanzenkuren“, dass ich sehr mag und mir in jedem Frühling mische.
Davon trinke ich über ungefähr einen Monat 1-3 Tassen täglich. Das regt die Verdauung an und entlastet die Leber.

Wenn ihr mit Kräuterexpertin Sonja Bienemann in Berlin und Umgebung einen Kräuterkurs für Kinder, Familien und/ oder zum Thema Wechseljahre buchen wollt, schaut euch mal auf ihrer Kräuterwelten-Seite um.

Löwenzahn und Heilkräuter im Märchen

Ursula Bertsch hat in ihrem Märchenbuch „Wilma Walnuss“ das Märchen „Mutig wie der Löwenzahn“ verfasst. In dem Märchen erzählt Frau Blumenstark dem kränklichen Leon Lilienfeld von den Kräften des Löwenzahns und wie man ihn anwenden kann. Ganz nebenbei wird dabei die ganze Familie Lilienfeld gesund. Neugierig geworden? Dann schau bei Ursula Bertsch vorbei und lass Dich von ihren Kräutergeschichten einfangen: Wilma Walnuss – Heilpflanzen- und Gemüsemärchen.

Ich selbst habe in der Holunderelfe 2022 eine kleine Märchenserie veröffentlichen dürfen. Gestartet wurde im Aktionsheft 2022 mit der „Kleinen Biene Summserine und dem Löwenzahn“.
Und auch in meinem Kräutermärchen „Magdalia und die Gnome“ gibt es viel Kräuterwissen zu erfahren. Zum Beispiel peppt Magdalia sich unterwegs ihr „Pausenbrot“ mit etwas frischem Löwenzahn auf und zieht damit die Aufmerksamkeit eines Waldbewohners auf sich.

In dem spannenden Kräuterabenteuer mit den lustigen Gnomen findet ihr auch zahlreiche Rezepte und Tipps zur Anwendung von essbaren Kräutern sowie Informationen über Heilkräuter.

Kräuterexpertin und Kinderbuchautorin Sonja Bienemann in ihrem Garten

Kulinarisches vom Löwenzahn im Frühling und Frühsommer

Abseits von Blütensirup oder Gelee finden sich auf der Seite von Birgit Weiß (Wiesenwunderwelt – (Wilde) Kräuter mit allen Sinnen erleben – Birgit Weiß – Kräuterpädagogin BNE) viele tolle Rezeptideen und eine große Menge an Kräuterwissen. Birgit Weiß ist Kräuterpädagogin BNE und gibt ihr Wissen in Kursen im Erzgebirge weiter.
Wie z.B. ihre legendären Löwenzahnkekse, die ich besonders lecker finde.
Sonnengelbe Löwenzahnkekse – Wiesenwunderwelt – (Wilde) Kräuter mit allen Sinnen erleben

Mein liebstes Rezept, das ich mir mit Löwenzahn im Frühling immer und unbedingt machen, sind gebratene Löwenzahnknospen.
Ich sammle die noch ungeöffneten Blütenstände und brate sie in ordentlich Butter. Natürlich kann auch Margarine verwendet werden, wenn man es vegan zubereiten möchte. Ein paar Semmelbrösel dazu, Pfeffer und Salz und ein paar Spritzer Zitronensaft am Schluss.
Diese feine Gemüsebeilage esse ich am liebsten zu frischen Kartoffeln. Da benötige ich eigentlich nichts anderes mehr dazu.
Als Alternative kann man die gebratenen Löwenzahnknospen als Topping im Salat oder auch lecker … auf dem Sellerie-Schnitzel verwenden.

Mehr Tipps und Verwendungen für das Wildgemüse in der Küche und im Garten findet ihr auch auf dem nachhaltigen Familienblog mami rocks. Hast Du auch ein Lieblingsrezept aus der Kräuterküche? Schreib mir gerne in den Kommentaren. Ich bin gespannt.

Deine Sonja Bienemann

Über Sonja Bienemann

Sonja Bienemann ist ausgebildete Kräuterpädagogin und Wechseljahreberaterin und verfügt über die Fortbildung „Grüne Hausapotheke“. Mit ihren Kräutermärchen und Geschichten möchte sie ihr Wissen an Kinder und Erwachsene weitergeben, um so den Blick für die Kräfte der Natur zu schärfen. Auch der Umweltschutz ist ihr ein großes Anliegen.

Sonja Bienemann - Autorin

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