Mabon Rituale zur Herbsttagundnachtgleiche

Die Herbsttagundnachtgleiche findet jedes Jahr um den 21. September statt. 2023 und 2024 ist die Tagundnachtgleiche oder das Herbstäqinoktikum – also der Zeitpunkt, zu dem Tag und Nacht genau gleich lang sind, am 23. September. 2025 wird dieses Ereignis, zu dem das keltische Jahreskreisfest Mabon gefiert wird, am 22. September stattfinden. Wer genauer wissen möchte, wieso es zu diesen zeitlichen Verschiebungen kommt, die auch die frühlings-Tagundnachtgleiche betreffen, findet hier einen Artikel im Wissenschaftsmagazin Futura Sciences über die Tagundnachtgleichen. Ganz kurz gefasst liegt es daran, dass die Umlaufbahn der Sonne um unsere Erde eben nicht kreisförmig ist. Stichwort: Schaltjahre!

Für das Zelebrieren der Rituale zur Herbsttagundnachtgleiche im Rhythmus der Natur und der Jahreskreisfeste ist das genaue Datum meiner Meinung nach ohnehin nicht entscheidend. Es geht beim Beginn und dem Wechsel der Jahreszeiten um Zeitqualität. Mabon und die Rituale zur Herbsttagundnachtgleiche sind geprägt vom Spätsommer, dem Ende des Sommers und dem Herbstbeginn. Der Sommer als die Zeit der Hitze und großer Fülle geht langsam, aber sicher vorüber. Wieder einmal schließt sich der Jahreslauf. Ab jetzt sind die Nächte wieder länger als die Tage und die Dunkelheit des Herbstes holt uns ein.

Rituale zur Herbsttagundnachtgleiche sind verknüpft mit der Dankbarkeit für den Reichtum und die Schönheit der Natur

Was steckt hinter dem keltischen Jahreskreisfest Mabon?

Bevor wir aber die kalte Jahreszeit begrüßen, heißt es zu Mabon noch einmal unsere Dankbarkeit zu zeigen. Ob wir das Jahreskreisfest zur Herbsttagundnachtgleiche nun als Mabon oder Erntedank begehen – beide Feste stammen aus derselben Wurzel. Die Menschen zeigen seit jeher ihre Dankbarkeit gegenüber der Natur, die uns auch in diesem Erntejahr reich beschenkt hat.

Je nach der Region, in der du lebst, ist dein Tisch gerade reich gedeckt mit Gemüse, Kräutern und Obst. Getreide und junge Kartoffeln, Kürbis, Mais, Bohnen, Reis oder Soja. Jetzt ist die Zeit der Reife vollendet. Die Erntezeit geht zu Ende. Was sich zur Sommersonnenwende im Juni bereits angekündigt hat und den ganzen Sommer über keiner wahrhaben wollte: die warme Jahreszeit neigt sich dem Ende zu und die Natur beschenkt uns noch einmal mit all ihren Gaben, schöpft aus dem Vollen. Die Natur verausgabt sich in dieser Jahreszeit mit großer Schönheit, leuchtet und glitzert um die Wette, um dann zu sterben, zurückzukehren zu den Wurzeln im Inneren der Erde. Tod und Vergänglichkeit sind zu Mabon noch kein Thema und doch stehen sie bereits unausgesprochen im Raum. Kein Sommer währt ewig. Auch darauf besinnen wir uns zu Mabon und danken für den ewigen Kreislauf.

Rituale zur Herbsttagundnachtgleiche und zu Mabon

Tipps zum spielerischen Kräuter sammeln und Kräuter kennenlernen mit Kindern finden sich in der Abenteuergeschichte „Magdalia und die Gnome“.

Jetzt ist die Luft klar und wunderbar. Geht hinaus in die Natur und genießt die letzten warmen Sommertage. Ein Spaziergang oder eine Wanderung bringt deine Familie der Natur näher.

Im Buch Familienbande im Jahreskreis finden sich Tipps und Ideen für Rituale zur Herbsttagundnachtgleiche

Einen Gipfel erklimmen
Bei einer Wanderung auf einen Berggipfel erfahren Kinder übrigens ebenso wie beim Ernten
von Früchten oder Sammeln von Kräutern eine Durststrecke. Ihre Anstrengung und ihre
Mühe führen zum Erfolg: Wir haben den Berg bestiegen, den Gipfel erklommen und genügend
Bergkräuter mit nach Hause gebracht, damit der Tee auch im Winter nicht ausgeht.
Setzt euch Ziele und notiert Wünsche und Träume der Kinder, die ihr diesen Sommer noch
gemeinsam erreichen oder realisieren wollt.

aus „Familienbande im Jahreskreis“

Simone Streif ist Mutter, Ethnologin und Ritualgestalterin für Übergänge, Neubeginne und Abschiede. Die Jahreskreisfeste sieht sie als Ergänzung zu den persönlichen Lebensfesten. Sie betrachtet sie als verlässliche Ankerpunkte in unserer schnelllebigen Zeit. Auch sie hat ein Ritual zu Mabon:

Ein Mandala mit Naturgaben legen

„Für dieses Ritual sammelt gemeinsam alles, was euch an Blättern, Gräsern, Nüssen und Früchten gefällt. Sprecht dann darüber, für was ihr alles dankbar seid, und legt dabei die gesammelten Schätze vor euch als kreisförmiges Mandala ab. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, eure Dankbarkeit bewusst zu fühlen.“

Mit Naturmaterialien basteln

Ihr könnt auch mit all den Schätzen der Natur basteln und gemeinsam draußen spielen. Am Ende nehmen sich alle Kinder und Erwachsenen an den Händen und singen oder tanzen im Kreis. In der Mitte können die Naturschätze, Früchte und Fundstücke aus dem Wald, Park oder dem Garten liegen.

Rituale zur Herbsttagundnachtgleiche: Auch ein Besuch auf einem Weltacker ist ein schönes Ritual für Familien zum wechsel der Jahreszeiten am Ende des Sommers.

Warum eignen sich keltische Jahreskreisfeste für Familien?

Die Jahreskreisfeste geben uns Halt und Stabilität im für viele oft hektischen und stressigen Alltag als Familie. Sie helfen Eltern, im Rhythmus der Jahreszeiten zu leben und der Natur wieder näher zu kommen. Kleine Aktivitäten reichen schon aus, um sich an die Jahreszeiten zu erinnern. Die Jahreskreisfeste lassen sich prima in den Alltag mit Kindern integrieren. gerade Kita- und Kindergartenkindern erleben den Kreislauf der Jahreszeiten in ihrer Betreuungseinrichtung. Sie basteln und malen, singen Lieder und lernen Gedichte zu den Jahreszeiten. Das lässt sich zuhause mit den passenden Kreativ- und Mitmachbücher für Familien prima aufgreifen. Wie wäre es mit einem Fest mit befreundeteten Eltern und Kindern? Jahreskreisfeste sind prima Gelegenheiten, um draußen mit einem Lagerfeuer zu feiern. In diesem Artikel habe ich näher beschrieben, warum der Jahreskreis eine Bereicherung im Familienalltag ist.

Aber nicht immer ist Zeit für ein großes Fest. Auch eine Kerze oder ein Jahreszeitentisch auf dem Fensterbrett reichen vollkommen aus. Kinder lieben es, mit den Früchten und Zwergen, oder was ihr sonst so auf diesen kleinen Dankes-Altar stellen wollt, zu spielen. Und eine feine saisonale Dekoration entsteht so ganz nebenbei. Rituale zur Herbsttagundnachtgleiche können aber auch auf einem Spaziergang oder beim gemeinsamen Nachhauseweg von Kita oder Schule durch einen Park stattfinden. Und stress dich nicht, wegen dem genauen Datum. Feier dein persönliches Jahreskreisfest oder ein kleines Jahreszeitenritual mit den Kindern einfach dann, wenn es gerade passt.

Seit ich mich ausgiebig mit den Jahreskreisfesten befasse, hat mein Familienalltag viel mehr Struktur bekommen. Kinder und übrigens auch Jugendliche erinnern sich Jahr für Jahr an diese Momente. So entstehen nachhaltige Kindheitserinnerungen. Mehr Ideen, wie ihr rund ums Jahr in der Familie kreativ werden könnt, bietet mein Buch Familienbande im Jahreskreis mit Tipps für Kinder von ca. 4 bis 14 Jahren.

Rituale zur Herbsttagundnachtgleiche für Familien können ein gemeinsamer Spaziergang im Wald ebenso sein wie ein Lagerfeuer im Freundeskreis.

Tipps für einfache Rituale zur Herbsttagundnachtgleiche mit Kindern

  • Es darf einfach sein:
  • Sammle Kastanien mit deinem Kind
  • tanze einen Blätterrascheltanz unter den Alleebäumen
  • schieb mit deinem Kind ein paar Bratäpfel ins Rohr
  • Nur eins ist wichtig: Nimm dir ganz bewusst Zeit für dein Kind.
  • Bewundert die Schönheit der Natur im Park, auf dem Balkon oder im Garten
  • Besuche einen Weltacker zum Ernten oder nur zum Gucken
 Rituale zur Herbsttagundnachtgleiche: Auch ein Besuch auf einem Weltacker ist ein schönes Ritual für Familien zum wechsel der Jahreszeiten am Ende des Sommers.
  • fühlt tiefe Dankbarkeit angesichts des Reichtums der Natur
  • Sprich einen Dank vor dem Essen
  • Koch gemeinsam mit Kindern, am besten etwas mit Äpfeln
  • Backe einen Apfelkuchen
  • Äpfel oder Birnen ernten
  • Apfelmus selbermachen
  • Lagerfeuer im Freundeskreis

Weitere christliche Feste und Rituale rund um die Herbsttagundnachtgleiche

Auch der christliche Michaelstag – vielen bekannt als Michaelitag oder Michaelistag – am 29. September markiert den Beginn der dunklen Tage. Mancherorts leuchten Michaelifeuer. Wie viele christliche Feste – und vorher ihre keltischen Pendants – ist auch Michaeli eng mit dem landwirtschaftlichen Leben und Jahresrhythmus verknüpft. Zu diesem Zeitpunkt musste früher die Ernte eingebracht sein. Die nahende Dunkelheit ermöglichte in früheren Zeiten kein langes Arbeiten im Freien mehr. Die Arbeitstage wurden unweigerlich kürzer mit dem schwindenden Licht. Erst zu Lichtmess (Imbolc heißt das keltische Jahreskreisfest Anfang Februar) nimmt die bäuerliche Feldarbeit wieder Fahrt auf.

Der Michaelistag ist auch im antroposophischen Jahreslauf, der den christlichen Jahreskreisfesten entspricht, ein wichtiger Tag. Gefeiert wird der Erzengel Michael, als Held und Kämpfer gegen das Böse und Dunkle. Mit seinem Schwert besiegt der Lichtbringer den Teufel in Form eines Drachen und jagt ihn aus dem Himmel. Damit bringt er das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wieder in die Waage. Wie ein waldörflicher Jahreszeitentisch zur Herbsttagundnachtgleiche und zum Michaelstag gestaltet werden kann, kannst du auf dem Waldorf-Blog feinslieb nachlesen.

Rituale zur Herbsttagundnachtgleiche: Ganz klassisch bringen Gläubige einen Teil der Ernte, etwa Äpfel, zu Erntedank mit in die Kirche, um diese segnen zu lassen.

Das christliche Erntedankfest

Das christliche Erntedank wird zwischen Mitte September und Anfang Oktober in den Kirchen Europas gefeiert. Es gibt feierliche Gottesdienste und die Gläubigen bringen ein Körbchen mit geernteten Früchten mit in die Hl. Messe, damit der Pfarrer diesen Korb als Symbol für die gesamte Ernte segnet. Alle Gaben der Natur werden vor dem Altar aufgereiht und ausgelegt. So entsteht ein visuelles Bild vom Reichtum, mit dem uns die Mutter Erde beschenkt. Der Gottesdienst ist oft für Familien ausgerichtet. Kinder tragen Fürbitten vor für Menschen, die nicht genug zu essen haben. Alle Anwesenden bedanken sich mit Liedern und Musik für die reiche Ernte und unser großes Glück, mehr als genug zum Leben zu haben und keinen Hunger zu leiden. Deshalb ist Erntedank nicht nur ein Fest des Dankes sondern auch der Besinnlichkeit und des Genusses. Die Kirche organisiert zu Erntedank auch Solidaritäts- und Spendenaktionen für die Menschen der sogenannte Dritten Welt.

Das christliche Erntedankfest ist bis ins 3. Jahrhundert nach Christus belegt. Seine Wurzeln reichen bis in die Antike zurück. Auch Festessen mit Tanz und Musik, feierliche Umzüge, etwa die Almabtriebe im Alpenraum, sind bis heute Bestandteil geblieben. Der Monat September ist geprägt von Volksfesten.

Ein sehr informativer Artikel zur historisch nicht belegten Entstehungsgeschichte des Jahreskreisfestes Mabon findet sich bei Labdanum.

Fotos: Verena Wagner, Weltacker Berlin (Titelbild)

Über Verena Wagner

Auf ihrem nachhaltigen Familien- und Naturblog mamirocks.com begleitet Verena Wagner seit über sieben Jahren Familien bei ihrer Aufgabe, Kindern Geborgenheit und Rückhalt zum Groß- und Starkwerden zu geben. Sie schreibt für ihr Leben gern als Buchautorin, Journalistin und Bloggerin.

Das Kinderbuch Familienbande im Jahreskreis ist ihr Herzensprojekt, mit welchem sie Kinder und Eltern ein einzigartiges Erlebnis bieten möchte.

Verena Wagner

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