Die Beschwerden und Symptome der Wechseljahre scheinen immer häufiger aufzutreten. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass zu Zeiten unserer Großmütter über die Beschwerden im Klimakterium nicht so viel gesprochen wurde.
Heute sind in unzähligen Foren im Internet und in Frauenzeitschriften, die Wechseljahre mit ihren, von Frauen fast durchgängig als negativ erlebten Begleiterscheinungen, ein großes Thema. Das Schlimmste an der Menopause sind wohl die Hitzewallungen, oft begleitet von heftigen Schweißausbrüchen sowie Nachtschweiß, der viele Frauen um den Schlaf bringt.
Eine neue Sichtweise auf Wechseljahre und Hitzewallungen
In den meisten Fällen werden die Symptome der Wechseljahre wissenschaftlich erklärt. So wie Wissenschaft und Schulmedizin die Geschehnisse im Körper der Frauen analysieren, kommen sie zu einem einheitlichen und logischen Ergebnis. Der Körper der Frauen baut im Alter ab. Deshalb verändert sich der weibliche Hormonhaushalt. An den Prozess des Unfruchtbarwerdens schließen sich allerhand Fehlfunktionen an, die dem Alterungsprozess zuzuschreiben sind. Und natürlich gibt es Mittel und Methoden, diese Begleiterscheinungen zu unterdrücken oder zu minimieren.
Die einen setzen auf Pharmaka und Hormonpräparate, die anderen auf natürliche Methoden wie Ernährung, Bewegung, Meditation und mehr.
Warum schrecken uns die Wechseljahre so sehr?
Die Grundhaltung ist in beiden Fällen die Gleiche. Es ist der Schrecken vor dem drohenden Verfall, die Angst vor dem Altern und allem, was für eine Frau damit zusammenhängt. Der Verlust von Vitalität, Attraktivität, Leistungsfähigkeit und gesellschaftlicher Anerkennung.
Trägt eine Frau diese Ängste in sich und hat diese „medizinische“ Sichtweise auf den Wechsel verinnerlicht, wird sie mehrmals täglich an sie erinnert. Das passiert immer dann, wenn sich die Symptome der Wechseljahre zeigen. Damit programmiert sich die Frau unbewusst selbst auf Verfall. Ihr Körper liefert ihr bald auch äußerliche Anzeichen, die ihre Ängste bestätigen. Damit nimmt die unbewusste Programmierung Fahrt auf und der Alterungsprozess beschleunigt sich.
Die Wechseljahre neu und positiv erleben
Es gibt Frauen, die haben für sich erkannt, dass an der Grundhaltung etwas nicht stimmen kann. Alles in ihrem Inneren weigert sich, dem schulmedizinischen Pfad zu folgen. Eine Frau meint: „Würde ich diese Sichtweise der Fehlfunktion und des natürlichen Verfalls teilen, das wäre ja so, als würde ich mich selber zum Schafott tragen.“ Denn die Symptome der Wechseljahre empfinden wir erst als unangenehm, störend und beeinträchtigend, wenn entsprechende Gefühlswerte damit verknüpft sind.
„Warum sollte ich glauben, dass mein Körper Fehlfunktionen hat? Das würde bedeuten, dass alle Frauenkörper in der Zeit des Wechsels nicht richtig funktionieren. Wieso kommt niemand auf die Idee, den Körperfunktionen zu vertrauen? Ich gehe davon aus, dass mein Körper genau weiß, was er tut, viel besser, als ich oder ein Mediziner das jemals wissen könnte. Denn woher und von wem weiß denn unser Organismus was er in jedem Moment zu tun hat, um uns am Leben zu erhalten, um uns wachsen und reifen zu lassen? Es gibt da niemandem, der ihm das sagt. Es gibt nur Gedanken und Gefühle, mit denen wir selbst diese Prozesse begleiten und damit beeinflussen.“
Was passiert aber, wenn neue, positive Verknüpfungen entstehen, die dem eigenen Körper vertrauen? Diese Synapsen sind nicht auf Verfall, sondern auf Erneuerung und Veränderung ausgerichtet.
Folgen Frauen ihren inneren Impulsen und vertiefen sich in sie körperlichen Prozesse, entdecken sie Erstaunliches:
„Jede Hitzewallung war mir von nun an willkommen. Ich wollte sie erforschen. Schon das änderte meine Empfindung der Symptome deutlich. Ich empfand z.B. die Hitzewallungen nicht mehr als lästig, beängstigend, nervend. So war ich dem nicht mehr hilflos ausgeliefert. Jede Wallung wurde nun Anlass zu einer kleinen Pause, zu einem Hineinfühlen und Lauschen. Ich registrierte alles, ohne es zu bewerten. Es war sehr, sehr spannend, was ich dabei alles über mich erfuhr und wie nah ich mir selber kam.“
Positives Mindset und Selbstliebe in den Wechseljahren
Dieses neue Erleben und eine positive Einstellung begleiteten viele Erkenntnisse. Frauen berichten davon, dass sie die erstaunlich hohe Energie, die ihr Körper in ‚Null Komma Nichts’ hervorbringen konnte, faszinierte.
Es ist ja auch erstaunlich. Wenn unser Körper von sich aus Hitze und Schweiß erzeugt, schimpfen wir auf ihn. Wir empfinden das als Fehlfunktion, die wir unterdrücken müssen. Doch auf der anderen Seite unterziehen wir uns freiwillig einer Tortur, die einen ähnlichen Effekt hat. Gilt doch das Schwitzen in der Sauna als luxuriöser Genuss und gesundheitsfördernd! Dabei wird die Hitze von außen künstlich erzeugt, oft mit viel Energieaufwand und hohen Kosten. Aber alle wissen, das ist gesund. Deshalb empfinden wir Sauna empfehlenswert, Hitzewallungen aber als Zumutung.
Hier zeigt sich deutlich, das die Haltung entscheidend ist, wie ich etwas erlebe. Das Leben, in die von uns gewünschte Form zwingen zu wollen, ist gleichbedeutend mit dem Ausspruch „Wir machen uns die Erde untertan“. Dabei ist es doch das Leben selbst, welches die höhere Intelligenz hat. Es lohnt sich, mit allen Sinnen in Kontakt zu treten. Das Leben lässt sich nicht allein mit dem Verstand entdecken und erklären.
„Dankbarkeit breitete sich aus, als ich erlebte: Ich kann meinem Körper vertrauen. Meine urweibliche Sehnsucht nach Hingabe, konnte ich einfließen lassen. Dabei wurde mir klar, es sind nicht lediglich körperliche Prozesse. Was da stattfindet, betrifft mich als ganzes Wesen. Es berührt mich auf allen Ebenen, körperlich, geistig und seelisch. Und es erneuert, bewegt und beschenkt mich.“
Gesellschaftliche Prägungen machten die Menopause zur Hölle
Brauchst du Hilfe oder Unterstützung? Begleitung durch die Zeit der Wechseljahre bietet auch die Kräuter-Expertin Sonja Bienemann an.
Vielen Frauen fehlt das Vertrauen in ihren Körper. Über Generationen behauptete etwa die Kirche, Frauen wären unrein, wenn sie ihre Tage haben. Frauen die körperliche Lust spürten, wären vom Teufel besessen. Hier könnte man vieles aufzählen, was sich im weiblichen, kollektiven Unterbewusstsein tief eingeprägt hat. All das prägt das Empfinden von vielen Frauen bis heute. Dadurch ist ein gesundes, natürliches Fühlen im Einklang mit Körper, Geist und Seele in vielen Bereichen verwehrt.
Lassen wir alle Prägungen beiseite. Wenn Frauen sich diesen „Glaubenssätzen“ bewusst werden, nehmen sie wahr, was tatsächlich geschieht.
„Ich erkannte, dass diese Hitze meine Zellen verjüngte. Ich spürte, wie durch den Schweiß vieles abgestoßen und entfernt wurde, was sich an Stoffen eingelagert hatte, die nicht mehr nützlich, oder sogar schädlich waren. Es fühlte sich sehr nach innerer Reinigung an.“
Klimakterium als innere Reinigung und Erneuerung
„Ich spürte, dass dieser Lebensabschnitt nicht der Weg in den körperlichen Verfall war, sondern der Weg in eine Erneuerung. Die Energie, die mein Körper für die hormonellen Funktionen, die Versorgung der Eierstöcke, die monatliche Blutung benötigt hatte, wurde wieder dem gesamten System zugeführt. Damit eröffneten sich mir Ressourcen, die bisher gar nicht in dem Maße zur Verfügung standen.“
Andere Kulturen ehrten Frauen in der Zeit ihrer Fruchtbarkeit für ihre Schöpferkraft, neues Leben in die Welt zu bringen. Frauen, die nicht mehr bluteten, ehrten sie für ihre Weisheit und Verbundenheit mit allem Sein. Und für die Fähigkeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die Familie, den Clan und den Stamm auch durch schwierige Zeiten führen zu können.
Über Grit Scholz
Grit Scholz wurde 1965 in Leipzig geboren und lebt heute in Elsteraue in Sachsen-Anhalt. Die Mutter von zwei Töchtern ist als selbstständige Grafikerin, Autorin, Fotografin und Prozessbegleiterin tätig.
Mit dem Bildban „Das Tor ins Leben“ hat sie ein einzigartiges Bilderbuch mit 200 Bildseiten zum Thema „Weibliche Genitalien“ geschaffen.
Fotos: Unsplash / Dario Valenzuela, Unsplash / Simon Hurry