Weibliche Urkraft leben: Intuition und Verbundenheit

Wie gelingt es dir, deine weibliche Urkraft, deine Weiblichkeit zu spüren und zu nähren? Weiblichkeit bedeutet Intuition und Verbundenheit. Wie du sie in dein Leben holst, dazu hat sich unsere Autorin Jutta Westphalen in ihren zahlreichen Büchern viele Gedanken gemacht und ihr tiefes Wissen über Frauenkreise und weibliche Ahnen festgehalten.

In diesem Gastartikel geht es darum, wie du über die Frauen deiner Familie wieder in Beziehung mit deiner weiblichen Urkraft kommen kannst.

Wie sieht es mit deiner Mutter-Tochter-Beziehung aus? Hast du ein gutes Verhältnis zu deiner Mutter?

Nicht alle Frauen sind Mütter, aber alle Frauen sind Töchter einer Mutter. Wie sieht es mit deinem Verhältnis zu deiner eigenen Mutter aus? Hast du ein gutes Verhältnis zu deiner Mutter? Und wie versteht oder verstand sich deine Mutter mit ihrer eigenen Mutter, deiner Großmutter? Gibt es Spannungen, Streit oder lebt ihr eine harmonische Mutter-Tochter-Beziehung?

Dein Verhältnis zu deiner Mutter ist natürlich davon geprägt, wie sie selbst zu ihrer Mutter steht: Wie liebevoll verbunden oder innerlich getrennt sie sich fühlt. Diese Mutter-Tochter-Enkelin-Linie geht ganz weit zurück bis zu unserer Urmutter, der allerersten Frau. Diese weibliche Blutlinie prägt wiederum dein Verhältnis zur Großen Mutter, zu Mutter Erde.

  • Wie sehr liebst du dein Leben?
  • Wie denkst du über dich selbst?
  • Wie stehst du zu deiner weiblichen Schöpferkraft, der Kraft deiner Gebärmutter?
  • Welches Verhältnis hast du zu deinem Körper?
Weibliche Urkraft leben in Verbundenheit zwischen Tochter und Mutter

Die Mutter-Tochter-Enkelin-Linie ist deine weibliche Urkraft

In deinem Leben bist du die Nummer eins, das Zentrum, die Mitte des Kreises. Doch du bist nicht alleine. Es gibt auch die Beziehung zum anderen und die Verbindung zu den unterschiedlichsten Ebenen des Lebens.
Da ist die Beziehung zu deiner Mutter und deinen weiblichen Ahnen. Die Verbindung zu deinem Vater und seiner männlichen Ahnenreihe. Sie zusammen bilden deine Wurzeln, den physischen Körper.
Du lebst in Verbindung zur Natur, zu Tieren, Pflanzen, Bergen, Wiesen und Tälern. Du bist verbunden mit dem Himmel, den Vögeln, Engeln und allen spirituellen Wesen – und du bist verbunden mit der Sonne, dem Mond und den Sternen. All diese Verbindungen und Beziehungen zur Familie und anderen Menschen gehören zu dir. Du bewegst dich auf unzähligen Pfaden und veränderst dich dabei ständig.
Gleichzeitig veränderst und beeinflusst du alles um dich herum – allein durch dein Hiersein. Ganz praktisch, indem du handelst und einen Stein ins Wasser wirfst, sodass Kreise entstehen. Indem du lachst und andere zum Lachen bringst, indem du weinst und andere zum Weinen bringst, indem du segnest, liebst, träumst und kreativ bist schaffst du Verbindungen und webst dein Leben.

Die Verbindung der Frauen – die Reihe der weiblichen Ahnen

Die Verbindung der Frauen und ihrer Töchter ist uralt und wunderschön – so schön und wertvoll wie die Liebe unzähliger Frauen zusammengenommen. Sie ist gewebt aus tausend Lebensmustern, in immer neuen Variationen, zusammengesetzt aus sichtbaren und unsichtbaren Regenbogenfarben.
Jede Frau, die irgendwo auf der Erde gerade schwitzt, vor Anstrengung keucht und presst und einem Kind das Leben schenkt, bereichert diese Verbindung der Mütter. Ganz genauso wie jede Frau, die kreativ ist und etwas Neues in die Welt bringt. Jede verziert diese tiefe Beziehung durch ihr einzigartiges Sein.
Diese magische Verbindung der Frauen und Mütter haben unzählige Frauen vor uns mit ihrem Leben beschützt. Sie haben sich gekümmert, gepflegt, gestopft, gepflanzt, getröstet, verziehen, geputzt, gewischt, gefegt, gefüttert, gesammelt, gestrickt, repariert, geschliffen, gewartet, gejätet, gehalten, zugehört, aufgeräumt, genäht, geschrubbt, geschält, gespielt, genährt und gestreichelt. Sie haben Schnittstellen gehütet, Spielräume kreativ ausgenutzt, Sinnvolles von Unsinnigem getrennt, Regeln unterlaufen, Verkleidungen an- und abgelegt, Auswege gefunden und das, was noch nicht da ist, vorausgeliebt.
Während eine Großmutter strickt, lässt sie fast beiläufig einen Faden durch ihre Finger gleiten, spricht mit ihrer Enkelin, gibt Anweisungen in der Küche und tut anderes. Sie lässt los, spannt an, nimmt wieder auf, lässt ihre Hände einen Tanz vollziehen zwischen Durcheinander und Ordnung. Das Garn in ihren Händen erzählt in vielen Figuren Geschichten aus ihrem Leben. Sie bilden Gewebe aus wiederkehrenden Mustern. Denken und Tun verbinden sich, verweben die Welt ins Hier und Jetzt. Das, was die Welt zusammenhält und gestaltet, sind nicht all die Dinge, Sachen und Leute, sondern die Beziehungen, Tätigkeiten und Prozesse.

Weibliche Urkraft leben Frauen* in der Verbindung zu ihren Müttern und Großmüttern: DIe Ahninnenreihe ist uralt und wunderschön – so schön und wertvoll wie die Liebe unzähliger Frauen zusammengenommen.

Weibliche Urkraft ist die Kraft des Lebens

Nur weil Mütter existieren, werden Kinder geboren. Sie sichern uns die Zukunft.

Als Beispiel für eine besonders innige Mutter-Kind-Beziehung blicken wir in die Mongolei. Dort ist es etwas Besonderes, Mutter zu sein. Muttersein hat einen hohen gesellschaftlichen Rang. Mütter werden als „Lebensadern“ gesehen und alle Mongolen werden weich, wenn sie über Mütter singen. Denn jedem von ihnen ist klar, dass Eltern stets das Beste wollen. Mongolische Menschen fühlen sich tief verwurzelt in Mutter Erde und sind eng verbunden mit der eigenen Mutter.

Goethe schrieb, wir sollten Kindern Wurzeln und Flügel geben. Das klingt poetisch und so einfach. Elternsein bedeutet Nähren und Beschützen im Gleichgewicht mit Loslassen und Freigeben. Diese Balance beherrschen traditionelle mongolische Mütter. Sie besitzen zudem einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft, denn Mongolen sind sehr kinderfreundlich. Für Mütter und Kinder haben sie ein großes Herz.

Nach der Geburt wird die Mutter von Verwandten umsorgt, die kochen, einkaufen und sauber machen. Es helfen Mütter, Tanten, Schwestern und Schwägerinnen, weil sie glauben, eine junge Mutter brauche viel Ruhe.

Hier ist das (afrikanische) Sprichwort Realität:

„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“

In der Mongolei hat sich die Mutter-Kind-Beziehung auf ganz besondere Weise entwickelt. Mütter bauen ein Nest fürs ganze Leben auf folgende Art und Weise: Bis zum Alter von drei Jahren werden Kinder traditionell wie kleine Könige und Königinnen behandelt. Ihren Bedürfnissen kommen die Mütter sehr großzügig nach. Die Kinder erhalten einen sicheren Rahmen und können ein tiefes Urvertrauen ins Leben entwickeln.
Mongolische Mütter lassen ihre Kinder die Umwelt frei erkunden. Sie verbieten, kontrollieren und kommentieren kaum, sondern lassen sie einfach sein, so, wie sie sind und wer sie sind. Mütter bleiben ganz selbstverständlich bei ihren Kindern, besonders in den ersten zwei, drei Jahren. Für sie besteht kein gesellschaftlicher Druck, arbeiten zu gehen. Ist das Kind klein, reisen Mütter gerne aufs Land zu verschiedenen Verwandten und Bekannten und lassen die Kinder auch von anderen betreuen. Darum fremdeln die Kinder kaum. Mütter stillen ihre Kinder übrigens sehr lange.
Im Alter von drei bis neun Jahren bemühen sich die Eltern um eine gesunde Entwicklung. Ab neun Jahren helfen alle Kinder im Haushalt und lernen, was sie für ein selbstständiges Leben brauchen. Wenn Kinder zu Jugendlichen werden, sollen die Eltern streng mit ihnen sein und aufpassen, dass sie keinen Unfug treiben. Zwischen 18 und 25 Jahren entspannt sich die Beziehung wieder und die Mutter ist dann wie eine beste Freundin für ihr Kind. Auch in der Schulzeit, Ausbildung und im Studium kümmern sich die Mütter um ihre Kinder, denn solange sie nicht berufstätig oder verheiratet sind, leben sie meistens bei den Eltern. Selbst nach der Heirat versuchen mongolische Mütter ihre Töchter und Söhne tatkräftig zu unterstützen. Die Familiengemeinschaft ist eng. Ein Nest fürs Leben ist für Mongolen überlebenswichtig, ganz gleich, ob sie in der Steppe oder in der Stadt wohnen. In der menschenleeren Steppe, den kargen Bergen und lebensfeindlichen Wüsten finden sie zusammen in Jurten oder kleinen Häusern mit den Großeltern, Eltern, Tanten und Onkeln, Geschwistern, Kindern und Enkeln. Hier finden sie Schutz, Geborgenheit, Nähe, Versorgung, Gesellschaft und Halt.

Die Venus von Willendorf ist als Göttinnenfigurine ein Symbol für die weibliche Urkraft

Das Mütterliche ist das nährende, weibliche Prinzip

Das Mütterliche, Umsorgende ist in der Mongolei allgegenwärtig– für alle Generationen: Auch die alten Menschen, die sich ihr Leben lang um andere gekümmert haben, werden umsorgt und gepflegt. So schließt sich der Kreis. Wir wachsen geschützt im Mutterleib heran, werden am weichen Busen unserer Mutter genährt mit warmer, süßer Muttermilch und getröstet durch die intensive körperliche Nähe. Mütterliche Fürsorge hat mit Nähren zu tun, mit dem Zubereiten von Nahrung aus frischen Zutaten und mit dem Servieren von Speisen.
In der Mongolei kocht die Mutter am Morgen als Erstes den vielgeliebten Milchtee, den sie mit guten Wünschen für die Familie segnet.
Wenn ihre Kinder verreisen, verspritzt sie Milch in alle vier Himmelsrichtungen als Segen, der für das Mütterliche und Reine steht. Die warme Geborgenheit der besonderen Mutter-Kind-Beziehung in der Mongolei nährt und trägt durchs ganze Leben. Auch nachdem die Mütter gestorben sind, schauen sie anteilnehmend vom Himmel herab, denn die unsichtbare Verbindung zu unseren Ahninnen reißt nicht ab.

N.B. Obwohl das Wort AHNEN im Deutschen immer schon beide Geschlechter bezeichnet, und selbst die Einzahl (AHNE) mit dem Artikel DER oder DIE genannt werden kann, greifen wir hier auf die Neuschöpfung Ahninnen zurück. Wir wollen damit explizit den Bezug der weiblichen Ahnenreihe verdeutlichen und den Fokus auch sprachlich auf unsere AhnINNEN richten.

Fotos: Natalia Sobolivska, Guille Pozzi, Dario Valenzuela /Unsplash

Über Jutta Westphalen

Jutta Westphalen ist Diplom-Pädagogin und hat zudem Psychologie studiert. Sie ist anerkannte Heilerin, systemische Familienaufstellerin, Coach und Autorin. Über 25 Jahre hat sie in ihrer eigenen Praxis Einzelberatungen und Frauen-Workshops durchgeführt. Zu ihren Themen zählen Meditation, Selbsterfahrung, Intuitionsschulung, Finden der weiblichen Kraftquellen, Medizinrad-Wissen und schamanische Reisen.

Jutta Westphalen

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