Warum ist ehrliches Mitteilen, ja überhaupt Ehrlichkeit nicht nur im Umgang mit anderen sondern für unser eigenes Wohlbefinden so wichtig? Ja, wir sollten uns alle endlich entschämen, findet Autorin Andrea Erhard. Weg mit der Scham, denn sie hindert uns bloß am Glücklichsein. Da kannst du noch so viele Therapien machen, wenn du nicht ehrlich mit dir selbst bist, bringt dir das nichts: rein gar nichts. Ehrliches Mitteilen ist eine Selbsthilfe-Methode, die du dir ganz allein beibringen kannst. Du musst sie nur anwenden! Aber wie soll das funktionieren und was hilft uns dabei, endlich ehrlich mit uns selbst zu sein?
Und zugegeben: Es ist gar nicht leicht sich selbst gegenüber Fehler einzugestehen, geschweige denn anderen! Warum dies alles wichtige und heilsame Schritte aus der Krise sind, erfährst du hier. Auch wenn du keine Lebenskrise überwinden musst, mit Ehrlichkeit fühlst du dich in deinem Leben schnell rundum wohl und ganz einfach viel besser.
Ho´oponopono oder auf deutsch Entschamifizierung
Mit der Veröffentlichung meines Buches mit dem Titel „Rote Wirecard vom Universum – wie ich für 75.000 EUR mein Bewusstsein erweiterte,“ führte ich eine ganz eigene Ho´oponopono-Zeremonie durch. Auf Ho´oponopono bin ich im vergangenen Jahr gestoßen. Ho´oponopono kommt aus dem Hawaiianischen und bedeutet so viel wie „in Ordnung bringen“. Die polynesischen Ureinwohner meinen damit ein traditionelles Heilungsritual, das in Familien durchgeführt wird. Die Familiensippe kommt gemeinsam mit einem Heiler abends am Lagerfeuer zusammen, wo durch Gebet, Aussprache, Reue und gegenseitige Vergebung die Ordnung wiederhergestellt wird und damit Krankheiten geheilt werden. Durch die Einladung der Götter und Ahnen zum Anfang der Zeremonie wird absolute Ehrlichkeit gewährleistet. Dem polynesischen Glauben nach, zieht eine Lüge, unehrliche Entschuldigung oder eine abgelehnte Verzeihung die Rache der Vorfahren und Götter nach sich. Die polynesischen Ureinwohner glauben fest daran, Fehlverhalten beziehungsweise die daraus resultierenden Schuldgefühle erzeugen Krankheiten. Sobald ein Fehler eingestanden ist, kann er keine Macht mehr auf den Menschen ausüben.
Die Hosen runterlassen, damit ehrliches Mitteilen funktioniert
In unserer heutigen Gesellschaft existieren kaum mehr sichere Räume für ehrliches Mitteilen. Menschen machen Schicksalsschläge oder persönliches Versagen meist allein mit sich selbst aus. Echte Zwischen-Menschlichkeit scheint nicht mehr hip zu sein.
Psychotherapeuten stellen einen anonymen Raum zur Verfügung, bei Familienaufstellungen geschieht nichts anderes als bei Ho´oponopono, die Aussöhnung mit seinen Familienmitgliedern und Ahnen mit dem Unterschied, dass dieses Verfahren immer einzeln und nicht im Kreise der Familie, sondern mit fremden Stellvertretern ausgeführt wird. Sich selbst oder einem Therapeuten gegenüber ehrlich zu sein ist ein wichtiger heilsamer Schritt. Noch viel schambehafteter und damit heilsamer ist das Eingeständnis von Fehlern, wenn wir es vor einer größeren Gruppe und den Menschen, die uns nahe stehen machen.
Was uns Offenheit und Authentizität so schwierig macht, ist unser Urbedürfnis nach Zugehörigkeit. Die Angst bewertet und ausgeschlossen zu werden führt zu einem Versteckspiel, das Dauerstress in uns verursacht. Nur in sicheren Räumen, ist es uns möglich, die Hosen runter zu lassen, die Masken abzulegen und so nackt zu sein wie Polyneser:innen und Native Americans.
Ehrliches Mitteilen nach Gopal
Ehrliches Mitteilen ist inzwischen zu einer Bezeichnung für eine Selbsthilfemethode geworden, bei der die Nervensysteme einer Gruppe von Menschen, auch ohne Therapeuten, in einen entspannten und regulierten Zustand kommen. Im Rahmen einer festgelegten Struktur tauschen sich die Teilnehmer über ihre derzeitigen körperlichen Empfindungen, Gedanken und Gefühle aus. Wichtig dabei ist, dass nur Gegenwärtiges berichtet wird ohne Abschweifen in die Vergangenheit. Hintergrund der von Gopal Norbert Klein entwickelten Methode ist die Erkenntnis, dass das Nervensystem bei vielen Menschen aufgrund bestimmter Erfahrungen permanent in einem angespannten oder auch im Freeze-Zustand, also in einem dysregulierten Zustand festhängt und dadurch der Mensch in destruktiven Verhaltensmustern gefangen ist. Bevor dieser Mensch für irgendeine Art von Therapie empfänglich ist, muss sein Nervensystem beruhigt werden, denn im Angstzustand ist niemand für irgendetwas aufnahmefähig.
Gopal Norbert Klein ist ein deutscher Traumatherapeut und spezialisiert auf Bindungs- und Entwicklungstraumata. Seine Selbsthilfe-Methode EM – Ehrliches Mitteilen hat weltweites Aufsehen erregt. Der Heilpraktiker weist daraufhin, dass er weder Arzt noch Psychotherapeut ist. Er ist Autor des Bestsellers „Der Vagusschöüssel“ und betreibt den erfolgreichen Youtube-Kanal Gopal Norbert Klein.
Mehr Sichtbarkeit für Menschen
Wie können Menschen, die kaum oder nur eine sehr eingeschränkte Sichtbarkeit haben, sich mitteilen? Der LebensGut Verlag trägt zur Sichtbarkeit von Frauen mit der 2023 gestarteten Instagram-Aktion #alltagsheldinnen bei.
Was genau das bedeutet? Der LebensGut Verlag verleiht mit der Serie auf seinem Instagram-Kanal @lebensgut-verlag Frauen mehr Sichtbarkeit in ihrem Tun. Sie lernen sich selbst und andere Frauen als das wahrzunehmen, was sie sind: Haldinnen ihres Alltags.
Haben wir nicht alle diese Frauen in unserem Umfeld, die uns immer wieder erstaunen? Zu denen wir aufsehen, die uns beeindrucken? Frauen, die etwas besonderes auf die Beine gestellt haben, die uns mit ihrer Stärke umwerfen, bei denen wir denken, sie sollten viel mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Die menschliche Bibliothek
In Dänemark wurde das Konzept der menschlichen Bibliothek entwickelt. Statt Bücher kann man einen Menschen „ausleihen“, der 20 Minuten aus seinem Leben berichtet. Das ist ein tolles Konzept gegen Vorurteile um den Menschen hinter seinen körperlichen Hülle kennenzulernen. Neben den Worten, Gesten und Mimik spürt man die Energie und Ausstrahlung des Menschen eins zu eins. Durch diese Idee wurde ein sicherer Raum geschaffen, in dem sich Menschen, die im Alltag eventuell kaum Beachtung finden und gar diskriminiert werden, ungezwungen äußern und sich zeigen können.
Texte veröffentlichen als Form der ehrlichen Mitteilung
Ich habe für mich das ehrliche Mitteilen in Form eines Buches gewählt. Die offene Beschreibung meines Heilungsweges war zugleich Heilung. Ein Geheimnis macht uns unfrei und bedrückt im wahrsten Sinne des Wortes, man spürt körperlich eine Enge. Wenn wir Dinge öffentlich machen, die wir am liebsten unter den Teppich kehren und vergessen wollen, ist das zwangsläufig mit viel Angst und Scham verbunden. Sobald es ausgesprochen ist, fühlt es sich an, als habe sich ein Knoten gelöst, es tritt körperlich eine Entspannung ein und es wird unglaublich viel Energie frei, die wir in Form von Schöpferkraft auch anderen zur Verfügung stellen können.
Mit einem Buch lassen sich gleichzeitig und weltweit unendlich viele Menschen erreichen. Dennoch kann ich mir vorstellen, irgendwann Teil einer menschlichen Bibliothek zu sein, eine Lesung ist eigentlich auch nichts anderes.
Fotos: Pixabay, Verena Wagner, Andrea Erhard
Über Andrea Erhard
Andrea Erhard, geboren 1982, wuchs in Tiefenbach, einem kleinen schwäbischen, katholischen Dorf in Bayern mit drei Geschwistern auf. Sie lebt heute mit ihrem Freund und Hund in Mittelitalien.
Nach dem Studium und Auslandsaufenthalten in Spanien und Lateinamerika startete sie als Diplom-Kulturwirtin (Univ.) ihre Karriere in der Fernsehbranche in München. Zusätzlich widmete sie sich zunehmend ihrer Leidenschaft für Tiere und Menschen und bildete sich in Tierkommunikation und Hypnosetherapie fort.
Unter dem Titel self-made minimalist schreibt sie über Gemüseanbau, Permakultur, Selbstversorgung und Autarkie sowie über Philosophie, Psychologie, Spiritualität und Persönlichkeitsentwicklung.
Fotografin: Irmgard Brand