Sommersonnenwende: der längste Tag des Jahres

Am 21. Juni wird Sommersonnenwende gefeiert. Der längste Tag des Jahres und die kürzeste Nacht. Die Sonne steht an ihrer höchsten Stelle. Es ist fast ein bisschen, als würde sie innehalten. Sie verbleibt ca. drei Tage an dieser Stelle, bevor sie weiterzieht und ab dann werden die Tage auch wieder kürzer. Die Imker und auch manche Botaniker sagen, dass dann der Winter beginnt.
Das klingt erschreckend, denn Mitte/Ende Juni freuen sich die Menschen so am Sommer. Es ist warm und lange hell. Die Natur hat jetzt viel Kraft. In der Regel, wenn es nicht schon vorher sehr trocken war, ist jetzt noch alles satt und grün.
Nur die Getreidefelder färben sich langsam und das Korn reift. Die Pflanzen aber registrieren das abnehmende Licht . Auch das ist ein Grund dafür, dass jetzt die Früchte ausgebildet werden. Es ist die Zeit der Fülle.
Was im Frühling gesät wurde, reift jetzt heran. Die Bauern bringen das erste Heu ein. Der Sommer ist arbeitsam, doch sind die Tage lang und hell. Da kann auch nach getaner Arbeit noch gefeiert werden.

Fête de la musique und die Zeit der Fülle

Musikfeste und Straßenmusik rund um die Sommersonnenwende

Seit Mitte der 1990er Jahre ist aus Frankreich eine Tradition zu uns nach Deutschland geschwappt. Dort wird die Fête de la musique seit Anfang der 1980er Jahre zelebriert. Am 21. Juni gibt es – zumindest in den meisten Großstädten – Musik, überall, umsonst und draußen. Die Menschen treffen sich auf der Straße, flanieren und lauschen der Straßenmusik. Laienmusiker und Profis machen Musik für jeden Menschen, der stehenbleiben und lauschen möchte. Die Stimmung ist ausgelassen. Die Menschen genießen Sommer, Musik, gute Laune und den Laienmusikern wird die eine oder andere falsche Note verziehen.
Doch Sommersonnenwende wird schon viel länger gefeiert.
Das besonders in den skandinavischen Ländern der „Midsommer“ gefeiert wird, wird Dir alljährlich durch die Werbung eines schwedischen Möbelhauses bewusst gemacht. Aber natürlich wird nicht nur in Skandinavien gefeiert.
Die Sommersonnwende wird schon seit vorchristlicher Zeit, bei den Kelten und Germanen zelebriert. Den Pflanzen und Kräutern wurde zu dieser Zeit eine besondere magische und heilkräftige Wirkung nachgesagt. Biologisch ergibt das sogar Sinn, denn durch den Höchststand der Sonne arbeiten die Pflanzen jetzt auf Hochtouren und haben dadurch oftmals die meisten Inhaltsstoffe.

Was ist so besonders an der Sommersonnenwende?

Die Sonne steht jetzt hoch am Himmel und schon früher wussten die Menschen, dass jetzt die Zeit ist, mit der Ernte zu beginnen. Die Menschen waren viel näher an der Natur. Alles hatte seine Zeit und der Hochsommer war geprägt von harter Arbeit, aber auch von Festen.
Die Menschen wussten, dass die Nächte jetzt wieder länger werden und entzündeten Feuer. Dadurch glaubten sie, dass sie die Dunkelheit noch herauszögern konnten. Auch sollten die Götter wohl gestimmt werden, damit sie für eine gute Ernte sorgen.
Es wurde ausgelassen um große Feuer getanzt und Blumen und Kräuter zu Kränzen gewunden. Diese Kränze trug man im Haar oder als Gürtel um die Hüften. Ähnlich wie beim Maientanz, wurde auch zur Sommersonnenwende die Fruchtbarkeit gefeiert. Die Fruchtbarkeit der Natur und der Menschen.
Es gab kleinere Feuer, über die gesprungen wurde. Wenn ein Paar sich an den Händen hielt und gemeinsam über die Flammen sprang, gingen sie damit eine besondere Verbindung ein. Das dann „Hochzeit gehalten“ wurde, hatte in vorchristlicher Zeit eine sicherlich andere Bedeutung als heute.

Johannifeuer zur Sommersonnenwende

Welchen Einfluss hat die Sommersonnenwende auf unseren Körper?

Unser Körper braucht Sonnenlicht. Im Sommer wollen wir draußen sein, frische Luft genießen und Sonne tanken. Aber warum ist das so?
Unser Körper braucht Vitamin D, um gesunde Knochen zu bilden und das Immunsystem zu stärken. Spannend ist, dass der Körper dieses Vitamin D sogar selber herstellen kann. Dazu braucht er aber Sonnenlicht. Es ist also kein Wunder, dass unser Körper so nach Sonne lechzt. Natürlich müssen wir dabei vorsichtig sein, denn Sonnenbrand ist auf jeden Fall zu vermeiden.

Also raus in die Natur und das Licht genießen, bevor es wieder weniger wird.

Kräuterfrau und Kinderbuchautorin Sonja Bienemann

Und dann gibt es noch die Menschen, die es gar nicht gut leiden können, wenn die Abende so lange hell sind. Wenn es hell ist, möchte man ja noch nicht schlafen gehen. Da fällt es manchmal schwer, rechtzeitig ins Bett zu kommen, um ausreichend zu schlafen. Auch hier ist natürlich das Schlafbedürfnis jedes Menschen individuell verschieden.
Wenn Du also im Sommer nicht so gut schläfst, weil es warm und hell ist, kann es vielleicht helfen, wenn Du tagsüber Dein Zimmer abdunkelst und Dich auch abends schon in einem etwas abgedunkelten Zimmer aufhältst. Durch weniger Licht wird mehr Melatonin ausgeschüttet, was wiederum beim Einschlafen helfen kann.

Lavendelkuchen zur Sommersonnwende: Zeit der Fülle


Vielleicht kann auch ein Lavendelkissen oder Lavendelspray für dein Kopfkissen helfen, leichter in den Schlaf zu finden. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert, bevor zur Schlaftablette gegriffen wird.

Wiederbelebung der Tradition im touristischen Sinn

Heute beleben einige Regionen die keltischen/ germanischen Jahreskreisfeste wieder. Hier steht der Volksfestcharakter im Vordergrund. Auch eine touristische Belebung von ansonsten strukturschwachen Regionen ist dabei im Fokus.
Die Bandbreite reicht von Volksfesten mit Sommersonnenwend-Feuer bis hin zu Veranstaltungen, bei denen Kurse in Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Kräuterkunde angeboten werden.
Kräuterwanderungen, bei denen traditionelle Kräutersträuße gesammelt und gebunden werden, erfreuen sich dabei großer Beliebtheit.

Kräuter zu Mittsommer und zur Sommersonnenwende

Die Tradition der Kräutersträuße

In einigen Regionen werden zur Sommersonnenwende bunte Sträuße gebunden, die dann ans Haus gehängt werden. Auch im sogenannten „Herrgottswinkel“ oder auf dem Dachboden wurden die Sträuße aufgehängt. Egal an welchem Ort, die Sträuße sollten das Haus schützen.
Je nachdem woran die jeweiligen Bewohner glauben, werden diese Sträuße von der Gottesmutter oder den jeweiligen „Guten Wesen“ gesegnet und somit Schaden abgewendet.
Die Blumen und Kräuter, die für die Sträuße ausgewählt werden, unterliegen dabei einer gewissen Farbsymbolik.
Grün steht dabei für Kraft und Wachstum. Dafür kann jede grüne Pflanze oder Kraut verwendet werden. Zarte Äste mit grünem Laub eignen sich auch gut und geben einem Strauß zudem eine schöne Struktur.
Blau symbolisiert Wasser und Luft. Die Farbe soll auch vor Gewitter und Blitzschlag schützen. Kornblumen sind hier gut geeignet, da sie – richtig getrocknet – lange die Farbe behalten.
Als rotes Element eignen sich natürlich Rosen wunderbar, da sie DAS Symbol für die Liebe sind. Da rot aber auch für Gefahr, Blut oder Feuer stehen kann, sollte ein Sommersonnenwend-Strauß unbedingt ein rotes Element haben, damit auch der Schutz vor Feuer gewährleistet ist.
Da der Sommer auch gerne gelb leuchtet, kommt unbedingt auch etwas Gelbes in den Strauß. Das macht Freude und verbreitet gute Laune.

Egal ob man nun an Schutz-Zauber glaubt oder nicht. Schön sieht so ein Strauß allemal aus und erinnert lange an den Sommer.
Bei mir hängt der Sonnenwendstrauß das ganze Jahr an der Hausecke unter einem Dachvorsprung. Zur Sommersonnenwende des nächsten Jahres bedanke ich mich bei den Pflanzen, übergebe sie dem Feuer und es kommt ein neuer Strauß an die selbe Stelle.

Blumen zur Sommersonnenwende

Wie kannst Du die Sommersonnenwende für Dich feiern?

Da sollte Deiner Phantasie keine Grenze gesetzt sein. Alles ist erlaubt. Du kannst Dir Dein ganz eigenes Ritual für Dich ganz allein zusammenstellen.
Oder lädst Dir Freund*innen ein und Ihr bindet gemeinsam Kräutersträuße, tanzt ums Feuer und feiert den Sommer mit köstlichen Leckereien aus der Natur.
Es ist genauso in Ordnung, wenn Du einem großen Fest beiwohnen magst, welches schon organisiert ist. Da gibt es sicher in Deiner Gegend Möglichkeiten, an einem Volksfest teilzunehmen. Oder Du schaust, in welcher Region es besonders viele Sommersonnenwendfeste gibt und verbindest es mit einem Kurzurlaub.

FEIERE DIE SONNENWENDE MIT UNS IM FRAUENKREIS
Anmeldungen über kontakt@sonja-bienemann.de

Wenn Du mehr zum Thema lesen willst:

Es gibt einiges an Literatur zu dem Thema Jahreskreisfeste, worunter auch die Sommersonnenwende fällt. Walpurga Zellinger hat dazu das Buch „Die acht Jahreskreisfeste“ geschrieben. Für Familien empfiehlt sich das Buch von Verena Wagner, „Familienbande im Jahreskreis“. Hier findest Du jede Menge Anregungen, für Dich und Deine Familie.

Hier liest du mehr über Feste im Jahreskreis wie Beltane, Samhain, Mabon oder Ostara.

Über Sonja Bienemann

Sonja Bienemann ist ausgebildete Kräuterpädagogin und Wechseljahreberaterin und verfügt über die Fortbildung „Grüne Hausapotheke“. Mit ihren Kräutermärchen und Geschichten möchte sie ihr Wissen an Kinder und Erwachsene weitergeben, um so den Blick für die Kräfte der Natur zu schärfen. Auch der Umweltschutz ist ihr ein großes Anliegen.

Sonja Bienemann - Autorin

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