Warum ist Rhythmus für Kinder wichtig wie für Erwachsene? Der phänologische Kalender in der Natur

Alles folgt einem Rhythmus. Das zeigt uns der phänologische Kalender im Rhythmus der Jahreszeiten ganz deutlich. Der Rhythmus der Natur prägt unser Leben. Die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter und die Übergänge dazwischen beeinflussen den Jahreslauf. Temperatur, Wetter und Licht haben Einfluss auf unser Wohlbefinden und unser Verhalten. Während wir uns im Winter eher zurückziehen und reflektierend Innenschau betrieben, bekommen wir im Frühling neue Energie und wernde wieder so richtig unternehmungslustig.

Die phänologischen Jahreszeiten als Rhythmus der Natur entdecken

Hast du schon einmal ausprobiert im Rhythmus des Jahreskreis zu leben? Du musst dazu die alle sechs Wochen stattfindenden Jahreskreisfeste nicht unbedingt feiern. Sie sind eine schöne Bereicherung für alle Menschen, die sich für ihre Umwelt interessieren und gerne Zeit in der Natur verbringen – ob mit Familie oder für sich allein.

Den Rhythmus der Natur kannst du ganz wunderbar mit dem phänologischen Kalender entdecken. Es gibt insgesamt zehn phänologische Jahreszeiten. Nach dem Winter folgt der Vorfrühling, der Erstfrühling un der Vollfrühling. Dann kommen Früh-, Hoch- und Spätsommer, Früh-, Voll- und Spätherbst. Diese Phasen im Jahr werden von Blumen, Heilkräutern und Pflanzen angezeigt, so genannte Zeigerpflanzen. Wenn wir sie blühen sehen, wissen wir in welcher Jahreszeit wir uns genau befinden. Der phänologische Kalender wechselt von geographischer Region zu Region nämlich ein wenig. Die Jahreszeiten sind im Bergland später dran als im Flachland oder am Meer.

Hier ein kurzer Überblick über den besonderen Rhythmus der Natur:

• Frühblüher im Vorfrühling:

Huflattich, Gänseblümchen, Leberblümchen, Duftveilchen, Schneeglöckchen und Christrosen blühen im Vorfrühling. Die ersten Heilkräuter wie Melisse, Salbei, Brennessel und Minze sprießen wieder grün. Auch die ersten Bäume beginnen zu blühen: Haselnuss und Salweide. Die Weidenkätzchen sind beliebt für den Osterstrauch. Die ersten Bienen sind auf Reinigungsflügen unterwegs und freuen sich über jeden Frühblüher, den sie entdecken können.

• Erstfrühling beginnt mit der Forsythienblüte:

Die Forsythie läutet den Frühling ein. Eine alte Gartenregel besagt: Wenn die Forsythie blüht, ist es Zeit die Rosensträucher zu schneiden. Jetzt beginnen erste Bäume, wie die Rosskastanie oder der Ahorn auszutreiben. Die Birken beginnen zu treiben und zu blühen. Die Wiesen sind wieder gelb von Schlüsselblumen und Löwenzahn.

Immer mehr Frühlingsblumen öffnen ihre Blüten. Krokus und Primeln, Narzissen und Buschwindröschen. Die kahlen Wälder überzieht ein grüner Schleier. Die Obstbäume beginnen zu blühen. Jetzt beginnt die Bärlauchzeit! Das Sammeln macht Spaß, jedoch nicht übereifrig werden und genau schauen: Die Bärlauchblätter sind unter Umständen mit giftigen Maiglöckchen-Blättern zu verwechseln.

• Vollfrühling: Endlich ist der Frühling da!

Die Obstbaumblüte geht langsam zur Neige. Als letzte blühen die Apfelbäume. Die Rapsfelder stehen in gelber Pracht und der Flieder blüht und duftet! Rosskastanien lassen ihre Kerzen erstrahlen und die Walderdbeeren blühen am Boden. Maiglöckchen erfreuen die Gemüter und Waldmeister taugt für eine leckere Mai-Bowle. Im Wald treiben Fichten und Tannen für ca. vier Wochen die für einen gesunden Hustensirup geeigneten Maiwipferl (Fichtentriebe) aus.

Sommer und Barfußzeit

• Frühsommer: Draußen sein

Wenn der Holunder blüht, beginnt die Sommerzeit. Jetzt kannst du einen leckeren Sirup damit kochen. Mehr Rezepte für die Verarbeitung der Holunderblüten findest du im Kreativ- und Mitmachbuch Familienbande im Jahreskreis. Auch viele Gräser beginnen nun zu blühen und die schlimmste Zeit für Heuschnupfen-Empfindliche beginnt nun mit der ersten Heuernte. Als erste Beeren werden Walderdbeeren und Erdbeeren reif.

Der Mohn übersät Felder und Wiesen mit seinem roten Hauch.

• Hochsommer: Beerenzeit

Jetzt sind auch Heidelbeeren im Wald reif und in den Gärten Himbeeren und Johannisbeeren. Kirschen und Aprikosen reifen an den Bäumen. Es ist die Hochzeit der Heillkräuter. Am Waldrand und in der Wiese blühen Mädesüß, Schafgarbe, Quendel, Klee, Frauenmantel, Margheriten und viele andere Wiesenblumen.

• Spätsommer: Getreideernte

Im Spätsommer reifen die ersten Frühäpfel. Das Getreide reift auf den Feldern und wird abgeerntet. Stoppelfelder zieren die Landschaft ebenso wie große, bunte Sonnenblumen. Die Kürbisse werden dick und rund. Die Vogelbeeren der Eberesche sind leuchtend rot und reif.

An Heilkräuter blühen die Echinacea, der rote Sonnenhut, Malven und Stockrosen. Auch die Brombeeren schmecken jetzt. Außerdem gibt es reifes Gemüse zum Ernten wie Tomaten, Auberginen, Gurken und Zucchini.

Nun lass den Sommer gehen: die Herbstzeit

• Frühherbst und Altweibersommer

Auch wenn wir es noch gar nicht wahrhaben wollen. Wenn die Holunderbeeren schwarz am Strauch hängen und die sauren Kornelkirschen reif werden, dann ist der Sommer so gut wie vorbei. Der frühe Herbst zieht ein mit taunassen Wiesen und kühleren Nächten. Birnen, Zwetschgen und Äpfel reifen heran. Die Herbstzeitlosen blühen auf den Wiesen. Die Bauerngärten strahlen mit Astern und Staudenblumen um die Wette.

• Vollherbst: Die Zeit der bunten Farben

Wenn Eicheln und Rosskastanien auf die Straßen kullern, beginnt der Vollherbst. Die Bäume färben sich gelb, orange und rot zum hinreißenden Indian Summer. Das Farbspiel der Natur gibt nochmal ganze Pracht und Fülle. Der wilde Wein glüht tiefrot an den Mauern.

• Spätherbst: Das Licht zieht sich zurück

Zuletzt färbt die Eiche ihre Blätter bunt. Die Lärchen verlieren nun ihre Nadeln und ihr buntes Flirren liegt wie ein letzter Lichterglanz in der Luft. Die Bäume verlieren nun rasch ihre letzten Blätter und der Winter steht vor der Tür.

Warum Rhythmus Kindern und Erwachsenen hilft, ein Leben in Balance zu führen?

Die Natur gibt dir mit ihrem Jahreskreis einen Rhythmus vor. Es ist ein Angebot, den du für dein Leben nutzen kannst. Zur einsamen Reflexion eignen sich die Natur und die Jahreszeiten des Lebens ebenso gut wie für mehr Struktur im Familienleben. Rhythmus bringt viel Positives in dein Leben. Es ist als ob, eine formlose Masse in gleichmäßige Abschnitte geteilt würde. So gewinnst du durch Wiederholung und wiederkehrende Handlungen, also Rituale, mehr Bewusstsein über die verlebten Jahre. Jahr auf Jahr folgt in einem stetig wiederkehrenden Rhythmus.

Jedes Jahr ist völlig verschieden und dennoch wiederholt sich die Struktur im Jahreslauf. Es ist als ob wir einem spiralförmigen Muster folgen. Nur scheinbar schlängelt sich ein Lebensweg im Kreis. In Wirklichkeit laufen wir auf der spirale immer weiter, treten immer tiefer in ein Bewusstsein ein. Persönliches Wachstum geschieht nicht linear, sondern ist kreisförmig. Der Rhythmus des Lebens bewegt sich vor und zurück, mal schneller, mal langsamer.

Gerade mit Kindern kann der Rhythmus der Jahreszeiten sehr beglückend sein! Schon kleine Kinder erinnern sich an die Rituale des letzten Jahres und freuen sich schon im Vorfeld sehr auf die immer gleichen Naturereignisse. Ob das der erste Gänseblümchenstrauß im Frühling ist oder das Kastaniensammeln, das den Herbst einläutet. Die Kinder machen vor wie es geht. In Kindergarten und Grundschule werden sie aktiv und basteln mit Naturmaterialien.

Sei mutig und lass dich fallen

Wir selbst können uns von den Pflanzen und Jahreszeiten inspirieren lassen. Die Natur liefert uns reichhaltige Deko das ganze Jahr über. Schmücken wir unsere Wohnung oder einen kleinen Altar mit dem, was uns die NAtur im Lauf des Jahres schenkt, hilft uns das bewusster und achtsamer zu leben. Wir gehen mit allen Sinnen in die Natur hinaus und erfreuen uns ihrer Schönheit. Bewusst wahrnehmen, wie uns das Leben mit den kleinen Dingen beschenkt! Im Rhythmus der Natur liegt nicht nur viel Weisheit und Entfaltungsmöglichkeiten für unsere Kinder, sondern auch für uns Erwachsene. Bloß fällt den Älteren der Zugang zur Natur und ihren Schätzen um ein Vielfaches schwerer.

Mutigsein und festgefahrene Verhaltensmuster lockern und loslassen konht sich. Versuche wieder einmal, dich selbst zu spüren. Wenn du einen Baum umarmst, barfuß durch das Gras läufst oder bei einem Spaziergang im Park, wenn du anhältst und dich zu ein paar Blumen oder Kräutern hinab bückst.

• Was hat dir als Kind gefallen?
• Welche Spiele hast du geliebt und immer gerne wiederholt, wenn es Frühling oder Sommer wurde?
• Welche Rituale waren dir als Kind lieb und teuer?
• Was könntest du davon wieder zurück in dein Leben holen?
• Welche Rhythmen hast du als Kind geliebt?

Welche Rhythmen gibt es?

• Einer der wichtigsten Rhythmen des Lebens ist der Jahreskreis
• Die Rhythmen der Gezeiten
• Der Rhythmus des Wassers: von Wellen und Flüssen

• Im Rhythmus des Windes: das sanfte Rauschen der Bäume im Wald
• Rhythmen, die wir lieben, schenkt uns die Musik
• Tanz ist ein Schlüssel zu unseren ureigenen Rhythmen
• Der Tagesablauf: Mit dem Lauf der Sonne vergeht ein Tag
• Der Rhythmus von hell und dunkel: Tag und Nacht

Es gibt viele Rhythmen, die uns schützen, halten und begleiten. Welche Rhythmen fallen dir noch ein? Rhythmen verleihen uns Kraft. Wenn wir Rhythmen ein besonderes Gewicht geben wollen, können wir ihre Wiederholung feiern. Dies geschieht durch Rituale.

Rhythmus im Tagesablauf, in der Woche und in den Monaten

Ein immer gleicher Rhythmus ist beruhigend. Gerade wenn wir zu viele Reize aufnehmen, viele Menschen treffen, trubelige Zeiten verbringen, bringen uns Rhythmen und Rituale wieder in unsere Mitte.

Gemeinsame Essenszeiten geben dem Tagesablauf als Familie ebenso einen Rhythmus wie abendliche Vorlesezeiten und die gemeinsame Zeit im Badezimmer. Gerade die alltäglichen Tätigkeiten geben unseren Tagen einen unverkennbare Wiederholung. Geschichten erzählen und kleine Vorlesegeschichten sind schöne Zubettgeh-Rituale. Die zusammen verbrachte Zeit mit einem guten Buch für die ganze Familie gibt auch einem stressigen Tag Entschleunigung. Auch eine Meditation kann als wiederkehrendes Element zu Beginn oder zum Schluss des Tages eingesetzt werden.

Wem das alles viel zu zeitintensiv ist, der kann seinen Kindern auch einfach ein Hörspiel anmachen. Hier findest du meditative Hör-Meditationen für Kinder.

Es gibt Tages- und Monatskarten für Familien, mit denen die einzelnen Tage vertraut werden. Dass sich das Wochenende von den anderen Wochentagen unterscheiden, lernen Kinder ganz schnell. Jetzt ist mehr Zeit für gemeinsame Familienzeit.

Wie Familien die einzelnen Monate feiern und bewusster erleben können, zeigen dir die unzähligen Kreativideen in meinem Buch.

Viel Spaß bei deinem Abenteuer Jahreskreis, das dir hilft das Jahr bewusst zu erleben – allein oder mit deinen Kindern!

Fotos: Verena Wagner