- Frauen haben mehr Weihnachtsstress, weil Weihnachten Arbeit macht
- Woher kommt die große Erschöpfung der Frauen?
- Zeit zum Innehalten zur Wintersonnenwende und in den Rauhnächten
- Das Licht kehrt zurück zur Wintersonnenwende
- Rauhnächte als besondere Zeit der Entschleunigung und Enstpannung
- Über Verena Wagner
Wie die Wintersonnwende und die Rauhnächte dir helfen können, den Weihnachtsstress rauszunehmen? Diese Tipps helfen dir nur, wenn dir eines klar wird: Indem du dich an den Jahreskreis-Zyklus erinnerst und dir bewusst machst, dass inmitten des Winters die stille Zeit einkehren darf, hast du schon die Weichen gestellt, um aus dem Hamsterrad zu entkommen. Klar, der Gedanke allein bringt dir noch keine Entspannung. Es hilft dir aber dabei, dir den Dezember etwa nicht mehr als nötig mit Terminen vollzuballern. Halte dir den 21. Dezember und die Tage kurz vor Weihnachten so gut es geht frei, um einfach mal durchzuatmen. Dich hinzusetzen, einen Tee zu trinken oder für ein paar entspannte Telefonate mit Freundinnen.
Frauen haben mehr Weihnachtsstress, weil Weihnachten Arbeit macht
Jetzt im Dezember und in der Adventzeit ticken die Uhren für viele Menschen – und gerade für weiblich gelesene Personen – wieder extrem schnell. Vor allem Frauen leiden unter der Mehrfachbelastung, die Weihnachten für sie leider meistens auch bedeutet. Das Haus soll sauber geputzt und schön dekoriert sein. Wer kocht und plant ein besonderes Menü für Heiligabend, die Weihnachtsfeiertage, Silvester und Neujahr? Es sind meistens die Frauen, die sich um die Verpflegung und das Wohlergehen ihrer Familien kümmern. Frauen sind es, die Wert darauflegen, dass alles hübsch, ordentlich und sauber aussieht. Und die Frauen sind es meistens auch, die sich Gedanken um die Geschenke für kleine und große Familienmitglieder machen und diese hübsch verpacken.
Es gibt wieder einmal eine Menge Tipps, um Weihnachtsstress zu vermeiden.
- Zeit statt Zeug schenken: So hast du weniger Geschenkestress, weil du einfach weniger kaufen und daher auch weniger einpacken musst.
- Geschenke schon im Sommer und Herbst besorgen: Der Anspruch für jeden auf Knopfdruck ein passendes Geschenk zu finden, ist unerfüllbar. Einfach unterm Jahr etwas Schönes für Weihnachten aufheben, wenn es denn unbedingt ein materielles Geschenk sein muss
- eine gemeinsame Reise, Konzertkarten oder ähnliches schenken
- gemeinsam kochen: Anstatt das eine Person alles vorbereiten und sich kümmer muss, kann das gemeinsame Schnippeln und Brutzeln auch das abendfüllende Programm für Heiligabend oder Silvester sein. Achtung: Aufräumen inklusive!
- gar nichts schenken: immer mehr Familien – vor allem die mit großen Kindern und Erwachsenen – verabreden sich dem Konsumstress zu entziehen, indem sie sich einfach gar nichts schenken. Das nimmt enorm Druck raus!
- über die Weihnachtsferien wegfahren. Zugegeben, das ist eine Geldfrage. Aber auch eine Möglichkeit sich dem Konsum- und Weihnachtsstress zu entziehen.
- Termine absagen: radikal Freiraum schaffen und Weihnachtsessen, Verwandtenbesuche, Arbeitstermine und Vereinsfeiern absagen und/oder verschieben. Zur Not einfach mal krank sein… dann geht’s doch auch ohne, wenn der Körper ernst macht…
- entschleunigen mit einer Wintersonnwendfeier: zur Waldweihnacht, allein beim Spazierengehen, als Treffen mit Freundinnen oder gemütliche Auszeit zuhause (wichtig ist, sich bewusst Zeit zu nehmen für etwas, das uns Spaß macht.)
- so oft wie möglich raus in die Natur! Frische Luft in Park, Wald und Wiese tut uns gut und macht uns widerstandsfähiger gegen Stress
- Banden bilden: mit anderen Frauen und Freund*innen zusammen tun, gemeinsame Feste feiern und sich gegenseitig unterstützen und helfen
- weitere Tipps für Selfcare und Selbstfürsorge
Woher kommt die große Erschöpfung der Frauen?
Bei all den guten Tipps, die ich mir selbst gebe und auch in Sachen Selbstliebe und Achtsamkeit oft von anderen Müttern und wohlmeinenden Frauen bekomme, stößt mir eines immer sauer auf: Es wird den Frauen angelastet, sich selbst um ihre Entspannung und Entschleunigung zu kümmern. Das sollen die Frauen auch noch auf die reihe bekommen. So als würde es in ihrer Macht stehen, weniger Aufgaben zu übernehmen. Viele Frauen, gerade weniger privilegierte Frauen, die nicht der weißen Oberschicht angehören, alleinerziehend und/oder finanziell schlechter gestellt sind, haben kaum Spielraum, um sich um sich selbst ausreichend zu kümmern. Da nützen die besten Tipps nichts, wenn du von Job und Carearbeit so vereinnahmt wirst, dass einfach keine Zeit übrigbleibt und an eine tolle Wellness-Reise nicht zu denken ist. Auch haben nicht alle Frauen ein Netzwerk aus tollen Freundinnen, die sie auffängt. Das alles ist nicht selbstverständlich in einem patriarchalen und unterdrückerischen System, das unsere Gesellschaft bis heute prägt. Das Patriarchat ist vielen nicht bewusst, prägt aber die Bedingungen für Frauen auf der ganzen Welt. Und das ungleich verteilt: Weiße, privilegierte Frauen mit tollen Jobs aus reichen Familien leiden wahrscheinlich weniger als arme Schwarze Frauen oder Personen mit Behinderungen. Das sollten wir immer bedenken, wenn wir Tipps zu Selbstoptimierung geben. Manchen Frauen* ist all das bewusst, aber es gelingt ihnen nicht, den Machtverhältnissen im patriarchalen System zu entkommen.
Über die große Erschöpfung der Frauen, speziell der Mütter, sind sogar schon Bücher geschrieben worden. „Die Erschöpfung der Frauen“ von der Soziologin Franziska Schutzbach.
Hier gibt es einige Fachartikel zum Thema Mütter Burnout und hier ein weiterer Beitrag vom Müttergenesungswerk. Bei Glücksheldin kannst du einen Test machen, ob du selbst von einem Mama Burnout (Test) betroffen bist.
Auf keinen Fall dürfen anhaltende Erschöpfungszustände als bloße emotionale, körperliche und geistige Erschöpfung abgetan werden. Die Überforderung und Stress können schnell chronisch werden und ein Burnout ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung.
Zeit zum Innehalten zur Wintersonnenwende und in den Rauhnächten
Der Jahreskreis ist auch eine Hilfe, die aber nicht noch mehr Stress erzeugen soll, im Sinne von, jetzt soll ich auch noch Wintersonnwende und die Rauhnächte vorbereiten und feiern, Rückschau und Selbstreflexion halten. So ist das Prinzip Jahreskreis nicht gedacht. Zur Ruhe kommen war früher im Winter etwas selbstverständliches. Klar, auch früher hatten Mütter und Töchter jede Menge Mehrarbeit mit den Weihnachtsfeierlichkeiten. Und dennoch gab es früher den Brauch, dass in den Rauhnächten von Heiligabend bis zum Dreikönigstag im Januar die Arbeit ruht. Es durfte nicht gewaschen, geputzt, gewebt oder gesponnen werden. Aufgrund des fehlenden elektrischen Lichts waren die Menschen im Winter ohnehin gezwungen, weniger zu arbeiten. Stattdessen saßen sie in dieser Zeit beeinander, erzählten sich Märchen und alte Geschichten, wie die von der Perchta und ihrer wilden Schar. Die alte Percht, die wir auch in Gestalt der Frau Holle kennen, brauste in dieser Geisterzeit durch die Lüfte, sammelte nach altem Volksglauben die Seelen verstorbener Kinder ein und brachte sie heim in ihr Reich in der Anderswelt.
Zeit zum Innehalten und Ruhezeiten sind heute wichtiger denn je. Auch wenn es unter den oben beschriebenen patriarchalen Machtverhältnissen wenig Spielraum für Frauen gibt, hilft der Jahreskreis beim Aussteigen und Bewusstwerden der misogynen (frauenfeindlichen) Zustände. Es geht dabei auch nicht darum, Weihnachten schlecht zu machen oder abzulehnen. Nur wer Bräuche und scheinbar unverrückbare Traditionen kritisch hinterfragt, bekommt die Macht, sie zu verändern. Was mir persönlich am wichtigsten erscheint, um eingerostete, festgefahrene Strukturen aufzubrechen, ist Frauen*solidarität. Nur gemeinsam können wir etwas verändern. Das fängt in den Familien an. Wenn ich diese Themen anspreche und mir Verbündete suche unter meinen Verwandten, Tanten, Kusinen, Onkeln und Enkeln, dann finde ich vielleicht ein paar, die diese Idee gut finden. Gemeinsam können wir eine Weihnachtszeit planen, die nicht einzelnen Personen zu viel abfordert. Auch wenn diese Veränderungen vielleicht anfangs klitzeklein sind, bildet Banden!
Das Licht kehrt zurück zur Wintersonnenwende
Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit dem Jahreskreis, weil sie merken, dass im Zentrum der Naturreligionen der Lauf der Sonne und des Mondes standen, die den zyklischen Rhythmen des Lebens entsprechen. Diese kreisförmige Strukturen, die vor dem patriarchalen Zeitalter die Glaubensvorstellungen und Lebensrealität der Menschen prägten, erfüllen und entschleunigen sie zugleich. Anders als das ständige Weiter, Schneller, Mehr des linearen Wirtschaftsdenkens ist auch die Kreislaufwirtschaft ein gutes Beispiel dafür, wie ressourcen- und klimaschonend das weibliche Prinzip funktioniert. Nicht nur Batterien können wiederaufladbar sein – auch unsere menschlichen Ressourcen müssen wieder aufgeladen und geschont werden.
Der Jahreskreis zeigt uns wie das weibliche Prinzip funktioniert und wieso es eine heilende Wirkung auf unseren Geist und unsere Körper hat. Während zu Samhain der Wechsel in die kalte Jahreszeit beginnt, wird zur Wintersonnwende die Rückkehr des Lichts gefeiert. Noch unmerklich kommt ab dem 21. Dezember das Sonnenlicht wieder zurück zur Erde. Jeden Tag ist es ein bisschen länger hell. Und Ende Januar, Anfang Februar spüren wir sie dann schon wieder, die sonnenstrahlen der noch bleichen Wintersonne. Dann sind schon wieder sechs Wochen vergangen und eine neue Etappe im Jahreszyklus abgeschlossen. Das Faszinierende am Leben im Jahreskreis ist die neue Dynamik, die durch die Sechs-Wochen-Rhythme entstehen. Die Zeit zum Innehalten kommt plötzlich ganz von alleine zu uns. Der Jahreskreis und das zyklische Lebensprinzip haben die Macht, den Stress zu durchbrechen. Damit haben wir eine echte Chance aus den vorherrschenden Machtverhätnissen auszusteigen. Auch wenn wir diese nicht zerstören könne, kehren wir ihnen auf diese Weise dennoch den Rücken zu.
Rauhnächte als besondere Zeit der Entschleunigung und Enstpannung
Neben der Wintersonnwende sind es die Rauhnächte, die der Dunkelzeit im Winter ihre besondere Zeitqualität verleihen. Nur in diesem sechswöchigen Abschnitt des Jahreskreises gibt es eine so lange Auszeit. Die zwölf Rauhnächte geleiten dich durch die Tage zwischen den Jahren. Auch für diese Zeit gilt: Nutze sie als eine besondere Zeit des Jahres. Tu so, als ob die Zeit stehen geblieben ist. Nutze die so gewonnene Zeit für dich. Trau dich, aus dem gewohnten Rahmen auszubrechen. Kannst du wegfahren oder dich anderweitig deiner Pflichten entledigen?
Ich drücke dir die Daumen, dass es dir gelingt Strategien zu entwickeln, die dir helfen, dich wieder selbst zu spüren. Das kann ein gutes Buch sein oder ein Spaziergang. Alles Gute!
Fotos: Verena Wagner, Unsplash
Über Verena Wagner
Auf ihrem nachhaltigen Familien- und Naturblog mamirocks.com begleitet Verena Wagner seit über sieben Jahren Familien bei ihrer Aufgabe, Kindern Geborgenheit und Rückhalt zum Groß- und Starkwerden zu geben. Sie schreibt für ihr Leben gern als Buchautorin, Journalistin und Bloggerin.
Das Kinderbuch Familienbande im Jahreskreis ist ihr Herzensprojekt, mit welchem sie Kinder und Eltern ein einzigartiges Erlebnis bieten möchte.