Rituale zu Lammas – Lughnasadh – Schnitterinnenfest

Das Jahreskreisfest der Schnitterinnen, auch als Lughnasadh oder Lammas bekannt, ist ein traditionelles keltisches aber auch altchristliches Fest um den 1. August zur Feier der Getreiedeernte im August. Es markiert den Beginn der Erntezeit und ist ein wichtiger Bestandteil des Jahreskreises – auch in vielen neopaganen und heidnischen Traditionen.

  1. Erntezeit: Das Schnitterinnenfest fällt in die Zeit der ersten Getreideernte, insbesondere von Weizen und Gerste. Jetzt ist der Sommer auf seinem Zenit angelangt. Die Erntezeit beginnt und die Feldfrüchte sind auch in Mittel- und Nordeuropa endlich reif.
  2. Gott des Getreides: Das Fest der Schnitterinnen ist eng mit dem keltischen Sonnengott Lugh oder Lugnasadh verbunden. Den Patron dieses Festes verehrten die Menschen als Lichtbringer. Lies mehr über den Getreidegott weiter unten im Text.
  3. Jahreskreisfest: Bestimmte Rituale und Feierlichkeiten geben auch diesem Jahreskreisfest seine typische Form. Es geht darum, die Ernte zu ehren und Dankbarkeit für die Fülle der Natur auszudrücken. Dazu gehören traditionelle Tänze, Musik, Spiele, Feuerzeremonien und das Backen von Brot aus den ersten geernteten Körnern.
  4. Opfergaben für den Hausaltar: In einigen Traditionen werden während des Festes der Schnitterinnen Opfergaben dargebracht, um den Göttern für die Ernte zu danken und um Segen für das kommende Jahr zu bitten. Diese Opfergabensind zum Beispiel geerntete Früchte, Kräuter, Feldblumen, Korngaben, eine Kornmuhme oder eine selbst gebaute Strohpuppe.
  5. Spirituelle Bedeutung: Das Fest der Schnitterinnen hat eine tiefe spirituelle Bedeutung im Jahreskreis. Wie alle Erntefeste ist es ein Fest der Dankbarkeit. Gefeiert und geehrt wird die Fülle der Natur. Wie auch die anderen Jahreskreisfeste reflektiert es den Kreislauf von Leben (Ostara, Beltane) und Tod (Samhain).

Lammas ist ein zeitloses Fest, das die Verbindung zwischen Mensch und Natur, Arbeit und Ernte, aber auch dem zyklischen Verständnis von Vergangenheit und Zukunft feiert. Die Jahreskreisfeste erinnern uns daran, dass wir Teil eines größeren Ganzen im kosmischen Zyklus sind.

Zum Schnitterinnenfest Lammas feierst du die Verbindung zwischen Mensch und Natur, Arbeit und Ernte, aber auch das zyklische Verständnis von Vergangenheit und Zukunft. Die Jahreskreisfeste erinnern uns daran, dass wir Teil eines größeren Ganzen im kosmischen Zyklus sind.

Der Jahreskreis am Beispiel Getreide: Vom Samenkorn zum Brotlaib

von Leni Boddenberg

Mit dem August, zwischen der Sommersonnenwende und der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche, beginnt die Zeit von Lughnasadh. Lugh ist ein keltischer Sonnengott, sein Ehrentag und Todestag Lughnasadh. Er führt alles zum Abschluss und zur Vollendung. Seine Feuerkraft bringt das Korn zur Reife und gibt den Kräutern ihre ätherischen Öle. Allerdings stirbt er mit dem ersten Schnitt des Korns, um in sein Reich zurückzukehren. Das Fest selbst ist, wie alle Jahreskreisfeste, um vieles älter als die Legende um den Namen.
Das Korn steht symbolisch als ewiger Kreislauf der Natur und war/ist für die Menschen als Hauptnahrungsmittel von besonderer Bedeutung. Es erinnert an den Tod und das Opfer des Getreide(gottes): zur dunkelsten Zeit, in der Tiefe, als Idee erwacht, im Frühjahr als Keim geboren, über den Sommer gewachsen und gereift ist es nun an der Zeit zu sterben, den Zyklus damit zu vollenden, damit andere weiterleben können. Damit wird aus dem Ernten ein respektvoller Wandlungsprozess: das eine muss gehen, damit das andere bestehen kann. Der Tod gehört dazu und das, was stirbt, wird geehrt und mit Wertschätzung gesehen. Ob als Maismutter oder Roggenmuhme, Ceres oder Korngeister, alle Mythen und Bräuche im August stehen im Zeichen des Korns.

Ob als Maismutter oder Roggenmuhme, Ceres oder Korngeister, alle Mythen und Bräuche zum Schnitterinnenfest Lammas, dem Jahreskreisfest im August stehen im Zeichen des Korns.

Lammas – das Schnitterinnenfest

Lammas ist der altchristliche Name für das Schnitterinnenfest, dass auch heute noch besonders in den englischsprachigen Ländern gefeiert wird. Das Wort Lammas kommt von „loafmass“ aus dem angelsächsischen und bedeutet „Brotleib“. Lammas ist somit das Fest oder die Messe, mit dem ersten, aus dem diejährigen Korn gebackenen Brotlaib. Die Bauern bringen am 1. August zum Dank für den Erntesegen Brote und Früchte in die Kirche. Dem ersten Brot wurde besondere Kraft zugesagt und dieses erste Erntefest war der Auftakt für die Ernte, die bis Ende September, bis zu Michaeli (29.09.) unter Dach und Fach sein musste. Das Fest der Schnitterinnen war eine Mischung aus ausgelassener Freude, zu gleich aber auch Motivation und Bestätigung inmitten anstrengender Arbeit. Gefeiert wurde die fruchtbare Erde, die Fülle und Reifung des Getreides und der Kräuter. War das Gras und das Korn geschnitten, die Sichel aufgehängt (das Werkzeug der Schnitterinnen), wurde den Korngeistern gedankt. Getreide, in welcher Form auch immer, ist ein Grundnahrungsmittel. Und Brot ist in viele Teilen der Erde fester Bestandteil der Ernährung und der menschlichen Entwicklungsgeschichte. Die alten Ägypter, so belegen es Funde, kannten bereits gesäuertes Brot, begannen schon vor 5000 Jahren mit der Kultur von Hefe und produzierten bereits in größeren Mengen. Ihr Wissen gaben sie an die Griechen und Römer weiter. An der Rezeptur hat sich seitdem erstaunlich wenig verändert; auch wenn wir hier in Deutschland mehr unterschiedliche Mehlarten für die Herstellung verwenden als irgendwo anders.

Im Jahreskreis steht Lammas diametral Imbolc/Lichtmess gegenüber. Es ist eine Zeit der Fülle an Obst, Gemüse und Blumen. Heiße Sommertage, an denen Veränderung in der Luft liegt. Der Stand der Sonne ändert sich. Auf dem Land sieht man das eifrige Treiben der Bauern, die auf den günstigsten Zeitpunkt der Ernte hoffen oder bereits Stoppelfelder, die von der heimgebrachten Ernte zeugen.

Für mich und uns ist Lammas kein Fest, dass wir konkret zu einem bestimmten Datum feiern. Es ist mehr eine Zeit der Dankbarkeit, die ich mit den Kindern ganz bewusst begehe, wenn es sich richtig anfühlt und die Zeit dafür gekommen ist. Dann, wenn die Mähdrescher über die Felder fahren und die Ähren an unserem Ostergras reif sind. Sonnenblumen und Getreide stehen jetzt auf dem Jahreszeitentisch, die Tage sind immer noch lang und warm.

Schmücke dein Haus zum Jahreskreisfest Lammas, dem Schnitterinnenfest: Sonnenblumen und Getreide stehen jetzt auf dem Jahreszeitentisch im August

Brauchtum rund um das Brot

Der Kreislauf schließt sich. Das über den Winter aufbewahrte und kurz vor dem Osterfest ausgesäte Weizenkorn, das wir nach dem Frühlingsfest rausgesetzt haben, bildet im Sommer Ähren mit neuen Weizenkörnern aus und ist jetzt erntereif. Im nächsten Schritt klopfen wir, wenn genügend Ähren vorhanden sind, die Getreidekörner heraus, legen einen Teil für die Aussaat im Nächsten Jahr beiseite, mahlen den Rest in einer Getreidemühle zu Mehl und verwenden das Mehl wiederum zur Herstellung eines Brotes. Das ist natürlich recht aufwendig und nie reichen die Körner, die an den Ähren unseres Ostergras gewachsen sind aus für ein ganzes Brot, so dass wir gekaufte Körner oder Mehl (auch von anderen Getreidearten) hinzufügen müssen. Aber dieses eine Brot, das daraus entsteht, schmeckt wie kein anderes. Und darüber hinaus bekommen wir einen Bezug zu diesem Lebensmittel und den damit verbundenen Handlungsabläufen.

Das Brauchtum rund um das Brot in seinen vielfältigen Formen und Zusammensetzungen basiert auf der tief verwurzelten Vorstellung der Menschen, dass die Lebenskraft, die im Korn des Getreides steckt, auf den übergeht, der es isst und die symbolische Darstellung des Gebackenen ihn gleichzeitig beeinflusst. In den frühesten Zeiten der Menschheit versuchte man sogar mit geformten Broten als Opfergabe die Götter gnädig zu stimmen. Mit dem Brot sind uralte, heilige Kulte und Zeichen verbunden. Zu den Festen gibt es oft Brot in verschiedensten Formen: Hefezöpfe, Sonnenräder, den Michaelidrachen, Neujahrsbrezel, Julbrot, Martinswecken. So genanntes Gebildebrot. Etwas durch der eigenen Hände Tätigkeit formen, zum Wohl der Gemeinschaft, zur Ernährung des Menschen, ist eine urtypische Tätigkeit. Das Backen spricht fast alle Kinder an, besonders wenn es auch noch um das Kneten und Formen des Teiges geht. Hier kann man erleben wie durch das Tasten und Kneten des Teiges, durch die Bewegung, den Duft und Geschmack die Sinne in vielfältigster Weise angesprochen werden.

Lenis Blog Familienjahr inspiriert dich zum Jahreskreis feiern mit Kindern. In ihren Familienjahr-Lädchen kannst du Postkarten, Poster, Farbdrucke und mehr stimmungsvolle Deko zu den Jahreszeiten und den Jahreskreisfesten erstehen.

Mit diesem Text und ihrer Expertise im Brotbacken hat Leni Boddenberg den Monat August im Buch „Familienbande im Jahreskreis“ bereichert. Herzlichen Dank noch einmal dafür.

Hier findest du ein Rezept für Stockbrot am Lagerfeuer.

Fotos: Unsplash/ Polina Rytova, Tomasz Filipek, Jenni Bishop, Jake Young

Über Verena Wagner

Auf ihrem nachhaltigen Familien- und Naturblog mamirocks.com begleitet Verena Wagner seit über sieben Jahren Familien bei ihrer Aufgabe, Kindern Geborgenheit und Rückhalt zum Groß- und Starkwerden zu geben. Sie schreibt für ihr Leben gern als Buchautorin, Journalistin und Bloggerin.

Das Kinderbuch Familienbande im Jahreskreis ist ihr Herzensprojekt, mit welchem sie Kinder und Eltern ein einzigartiges Erlebnis bieten möchte.

Verena Wagner

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