- Das war kein Schenken, sondern ein Kuhhandel – ohne entsprechende AGBs.
- Geben ohne Gegenleistung
- Was hindert uns daran, in Freude zu geben?
- Was wir tagtäglich tun, ohne uns bewusst dafür entscheiden
- Wo ist in unserem Leben Raum für Freude?
- Wir sind nicht Opfer unseres Lebens – sondern schöpfen aus dem Vollen
- Über Grit Scholz
Im Auf und Ab meines Lebens stolperte ich immer wieder über die Zusammenhänge zwischen Geben und Nehmen. Ich fühlte oft ein Ungleichgewicht, fühlte, dass viele Menschen in meiner Umgebung mehr brauchten, als sie zu geben hatten. Fast so, als wäre die Basis des Lebens ein Mangelzustand, aus dem heraus freudiges Geben kaum möglich war. Da gab es Menschen, die sehr hilfsbereit waren deren Geben allerdings begleitet wurde von einem „um zu“.
Das war kein Schenken, sondern ein Kuhhandel – ohne entsprechende AGBs.
Es war nicht zu erkennen, zu was man sich verpflichtete, wenn man das so genannte Geschenk annahm. Die große Abrechnung kam erst später, durch Forderungen, Erwartungshaltungen und Vorwürfe. Mit dieser Art des Gebens hatte ich öfter Bekanntschaft gemacht und mochte diese Geschenke am liebsten gar nicht haben – weil nicht klar war, was das Annehmen für Konsequenzen hatte. So wurde ich vorsichtig im Nehmen und wollte lieber nichts geschenkt haben.
Wenn ich selbst aber jemandem etwas schenkte, weil es mir einfach große Freude machte – ohne jede Bedingung – passierte es mir auch, dass meine Gabe nicht angenommen wurde oder völlig missverstanden, mit einer Projektion von „um zu“ belegt, weil die Beschenkten bedingungsloses Geben nicht kannten und damit nicht umgehen konnten – so wie ich selbst.
Es gibt viele Faktoren, die zu dem Dilemma, in dem wir heute stecken geführt haben. Denn nur wenige Kinder lernten von ihren Eltern, was es heißt mit Freude zu geben. Meist lernten Kinder, dass sie geben müssten, geben sollten und oft sollten sie etwas geben, was sie gar nicht wollten, hatten oder konnten. Weshalb sich da schon zeigte, dass Geben etwas Anstrengendes war, was einen etwas „kostete“ und was man deshalb auch nicht umsonst machen konnte, sondern nur in Erwartung einer entsprechenden Gegenleistung – und wenn dies Anerkennung oder „Sich-geliebt-fühlen“ war.

Geben ohne Gegenleistung
Mit Freude und Leichtigkeit, ohne Gegenleistung zu erwarten, kann man nur geben, was man genügend hat, was einen nichts kostet, was nicht alle wird, dadurch dass man es gibt. Albert Schweizer sagte:
„Liebe ist das Einzige was sich verdoppelt, wenn man sie teilt.“
Genau hier, an dieser Stelle, fehlt oft der Zugang zu den eigenen Gaben, die man auf solche Weise geben könnte. Es geht darum Liebe zu verschenken, oder mit Liebe zu schenken, denn das ist es, was so erfüllend ist, dass es Geben und Nehmen (Erfüllung empfinden) vereint.
- Doch was ist es, was ich zu geben habe?
- Was macht mich aus?
- Was fällt mir leicht?
- Was kann ich gut?
- Wo liegen meine Talente?
- Was liebe ich zu tun?
- Was sind meine wesentlichen Kernkompetenzen?
- Was macht mein Wesen aus?
- Was erfüllt mich mit Freude?
Genau das sollten Kinder schon im Kindergarten und in der Schule erfahren, sich selbst erfahren in ihrer im Wesen angelegten Einzigartigkeit. Leider wird heute oft noch so getan, als hätten Kinder keine Kompetenzen und müssten alles von außen lernen. Als gäbe es nichts in ihrem Inneren, was sich entfaltet und sich in die Welt ergießt, sondern als käme jedes Können nur von draußen, durch anstrengendes Üben und Auswendiglernen, durch Müssen und Sollen.
Wenn wir die werden, die wir wirklich sind und lernen von Herzen zu geben, uns gegenseitig zu beschenken, dann werden wir schnell feststellen, dass vieles, was unsere Welt heute noch bedroht, von uns abfallen wird. Dazu gehört vor allem das bisherige, lebensfeindliche Geldsystem und unsere Vorstellung von dem Begriff „Arbeit“, was gemeinsam die Basis für eine völlig kranke Haltung in Bezug auf Geben und Nehmen bildet. Deshalb unterstütze ich Tauschringe, Umsonstläden, solidarische Projekte, Regionalwährungen und die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens. Alles wunderbare Möglichkeiten, ein neues Bewusstsein zum Thema „Geben“ zu entwickeln. Wenn jeder Mensch seinen inneren Reichtum erkennt und diesen – verschenkt – dann werden wir alle in Fülle leben.

Was hindert uns daran, in Freude zu geben?
Die meisten Menschen in unserer Kultur sind so angefüllt von „Müssen“, dass da kein Raum für Freude bleibt. Deshalb fehlt auch der Platz für absichtsloses Geben und Schenken aus purer Freude am Glück anderer. Andere Lachen und Strahlen lassen, bringt Freude in dein Leben. Probier es doch mal aus!
Stattdessen müssen wir arbeiten,
haben viele Ansprüche an uns selbst, etwa pünktlich zu sein,
natürlich müssen wir uns um unsere Kinder bzw. Angehörigen kümmern,
wir müssen einkaufen,
wir müssen essen und putzen.
Unsere Rolle (Mutter, Vater, Tochter, Sohn, Chef, Angestellter, Arbeitsloser, Selbständiger) müssen wir im Alltag spielen,
wir müssen gesellschaftsfähig sein und alle möglichen Kontakte pflegen, die in Wirklichkeit gar keine sind.
Dazu müssen wir für unsere Gesundheit sorgen,
wir müssen uns informieren über das Weltgeschehen,
uns engagieren in Vereinen und Initiativen.
Wir müssen unsere Rechnungen bezahlen und Geld verdienen,
die E-mails beantworten und Formulare und Steuererklärungen ausfüllen,
wir müssen ständig mit der neusten Technik Schritt halten,
weil sonst nichts mehr funktioniert,
wir müssen unser Auto durch den TÜV bringen und die Kinder in die Schule.
Am Abend müssen wir Fernsehen oder Kultur oder sonst etwas konsumieren.
Was wir tagtäglich tun, ohne uns bewusst dafür entscheiden
Das meiste von dem, was wir tagtäglich tun, tun wir nicht, weil wir uns bewusst dafür entscheiden, in jedem Moment genau das zu tun, sondern wir tun es, weil wir glauben es tun zu müssen, fühlen uns oft getrieben und tun es dennoch wider Willen.
Viele haben gar nicht mehr das Gefühl, dass sie Schöpfer*innen ihres Lebens sind, sondern fühlen sich getrieben, gezwungen, ausgeliefert. Viele haben sogar verlernt, selber zu denken oder zu fühlen, sondern haben auf „Autopilot“ geschaltet und lassen sich von (selbst geschriebenen) Programmen unbewusst verwalten. So, als stünde auf einem großen imaginären Schild geschrieben „Du hast keine Wahl!“ Diese Haltung haben wir uns von unserer Kultur und Gesellschaft aufprägen lassen, prägen sie oft selbst noch und geben sie an unsere Kinder weiter.
Wo ist in unserem Leben Raum für Freude?
Wer das erkannt hat und sich damit unglücklich fühlt, kann ab sofort neue Entscheidungen treffen, für sein Leben. Immer da, wo dieses „Müssen“ auftaucht, kann man sich fragen, ob das wirklich stimmt, ob man es wirklich tun muss.
Denn wir alle haben die Wahl!
Bei machen Sachen werden wir feststellen, dass wir es gar nicht tun müssen, sondern immer nur dachten, wir müssten. Wir werden feststellen, dass wir ganz kreative und neue Lösungen finden können, für Dinge, die uns bisher das Leben freudlos erleben ließen. Bei anderen Sachen werden wir feststellen, dass wir es im Grunde genommen wollen, wie Putzen z.B. – weil wir es lieben, wenn unsere Wohnung sauber ist.
Es kann so eine Freude sein, zu putzen, alles was einen tagtäglich umgibt mit liebevoller Aufmerksamkeit zu säubern – das ist wunderbar. Und wenn es uns gelingt, das mit solch einer Haltung zu tun, dann erfüllen wir nicht nur uns selbst mit Freude dabei, sondern den ganzen Raum – jeder, der in den Raum kommt wird das spüren. Man könnte auch sagen, so verzaubern wir ein trostloses Heim in einen Ort der entspannten Freude. In dem Moment, wo sich das „Müssen“ in ein bewusstes „Wollen“ wandelt, können wir das was wir tun plötzlich mit Freude tun, denn wir tun es in diesem Moment aus freiem Willen, bewusst – also nicht fremdbestimmt.

Wir sind nicht Opfer unseres Lebens – sondern schöpfen aus dem Vollen
Es liegt also in unserer grundsätzlichen Haltung – ob es viel Raum für Freude in unserem Leben gibt, oder nicht.
Alles, was wir gern tun, können wir mit Freude tun. Alles was wir nicht gern tun, sollten wir lassen. Oder in uns selbst eine neue Haltung dazu finden, die uns ermächtigt, auch dabei ein gutes Gefühl zu haben und wenn es die Freude ist, unangenehme Tätigkeiten einfach hinter sich zu bringen. Wer Räume für Freude öffnen will, wird überall Möglichkeiten finden.
Schon mal mit Dankbarkeit ausprobiert?
Einfach mal mit Schenken ausprobieren, wie deine Umwelt auf dein absichtsloses Geben reagiert.
Mit diesen Impulsen bringst du mehr Freude in dein Leben.
Du hast die Superpower, um dir Fülle und Reichtum in dein Leben zu holen. Genau das hat Walentina Sommer – wie sie selbst sagt, die beste Entscheidung ihres Lebens – vor sechs Jahren getan, als sie Grit Scholz den LebensGut Verlag vor mittlerweile sechs Jahren abkaufte und mit dem Tor ins Leben in die Fülle ging.
Weitere spannende Gedanken zum Konfliktpotenzial von Geben und Nehmen findest du in diesem Text.
Und in diesem Artikel geht es um das Prinzip der Gegenseitigkeit und hier warum Schenken und Empfangen in Wahrheit ein und dasselbe ist.
Über Grit Scholz
Grit Scholz wurde 1965 in Leipzig geboren und lebt heute in Elsteraue in Sachsen-Anhalt. Die Mutter von zwei Töchtern ist als selbstständige Grafikerin, Autorin, Fotografin und Prozessbegleiterin tätig.

Fotos: Unsplash