Emotionale und körperliche Veränderungen in der Schwangerschaft

In diesem Gastbeitrag beschreibt Martina Stubenschrott, wie sie die Veränderungen ihres Körpers in ihren drei Schwangerschaften erlebte.

Ich empfand meine Schwangerschaften in drei Dritteln. Alles begann mit der Bestätigung des positiven Schwangerschaftstests. Mein ganzes Sein füllte sich mit Freude. Ich war so glücklich, ich hab den ganzen Tag gesungen. Als ich bei der Frauenärztin die Herztöne meines Babys hörte, hab ich vor Glück geweint.

Die Autorin von "Die Geburt. Frauen erzählen" teilt ihre Erfahrungen zu ihren drei Schwangerschaften und wie sich der weibliche Körper in der Schwangerschaft und nach der Geburt verändert.

Das erste Drittel der Schwangerschaft – wie verändert sich der Körper?

Etwa ab der 6. bis zur 14. Woche begann bei mir die Zeit der Übelkeit. Ich hatte zu Beginn der Schwangerschaften ein niedriges Gewicht und glaube, mein Körper wollte ausreichend Nahrung aufnehmen. Im ersten Drittel hab ich rasch einige Kilos zugenommen – 5 in etwa – bei 60 kg war die Übelkeit weg. Gutgetan hat mir warmes Essen, in kurzen Abständen – 2stündig – und abends eine Gemüsesuppe. Gutgetan hat mir auch die Zuwendung und Fürsorge meines Mannes, meiner Schwestern, einer Freundin und der Großmütter. Ich brauchte viel Ruhe und Schlaf, weil ich mich oft müde und erschöpft fühlte. Was ich noch erinnere, ist, dass sich meine Brüste bald zu verändern begannen. Spannungsgefühl und Wachstum. Mein Körper wollte am Popo und am Bauch Gewicht zulegen. Ich glaube, die erste Phase ist besonders sensibel. Hier braucht frau Ruhe und Schutz.

Das zweite Drittel der Schwangerschaft – ein Erfahrungsbericht

So in etwa vom 4. bis 7. Monat hatte ich ein wunderschönes kugelrundes Bäuchlein. Ich war so stolz und voller glückseliger Erwartung. Die Energie kehrte mit voller Kraft zurück. Meine Brüste waren groß und der Brustwarzenvorhof etwas dunkler. Ich fühlte mich ganz und rundum wohl. Große Freude bereitete mir, mein Baby zu spüren.

wie sich der weibliche Körper in der Schwangerschaft und nach der Geburt verändert.

Ich hab mich viel bewegt. Schwimmen hat mir sehr gutgetan und langsam gehen. Der Ruf des Körpers nach Essen beruhigte sich wieder. Nüsse hatte ich trotzdem immer dabei. Und Bananen. Die Übelkeit war weg. Was für eine Erleichterung. Ich fühlte mich stimmig mit mir, ganz fein wahrnehmend, verbunden mit allem, was ist. Vor Freude strahlend. Vor allem emotional sehr tief fühlend. Die Tränen flossen leichter – alte Themen kamen hoch und wollten geheilt werden. Ich lernte, achtsam damit umzugehen. Lieb mit mir sein. Im Hier und Jetzt bleiben.

Das letzte Drittel der Schwangerschaft

Im dritten Drittel der Schwangerschaft – 8. und 9. Monat – hatte ich wieder das Bedürfnis nach Ruhen. Das Energielevel sank. Der Bauch war nun wirklich groß. Ich spürte dies beim Stiegen steigen und Sitzen und Stehen. Ich hatte das Gefühl „weniger Atem“ zu haben. Es war sehr wichtig, langsamer zu tun und ausreichend zu trinken. Das Schlafen war auch herausfordernder. Gut getan hat mir, das Stillkissen zwischen die Füße zu legen. Im Laufe des Tages zu rasten. Gemütlich sein. Leichte Kost zu essen. Mich auf die Geburt einstimmen.

Ich wurde gut durch eine Hebamme begleitet, konnte alle meine Fragen stellen und war voller Vertrauen. Als Segen empfand ich den Mutterschutz, vor allem beim ersten Kind hab ich diesen bewusst genossen und mir viel Zeit für mich genommen. Schlaf. Bewegung. Ruhen – Tun – Ruhen. Die liebevolle Fürsorge und Zuwendung meines Mannes und meiner Familie haben mir gutgetan.

Auch das Baby ist in diesem Drittel schon spürbar anwesend. Der Platz wird knapper, denn das Baby ist gewachsen. Mal tritt es, mal dreht es sich. Hier hilft der Frau wie dem Ungeborenen für die intensive nächste Zeit, bereits gemeinsam eine emotionale Bindung aufzubauen. Wie das geht, verrät uns Bindungsanalytikerin Hiltrud Meyer-Frisch. Im LebensGut Verlag ist ihr Buch In Mamas Bauch erschienen.

Wie sich der weibliche Körper in der Schwangerschaft und nach der Geburt verändert: Die emotionale Bindung von Mutter und ungeborenem Kind spielt dabei eine große Rolle.

Wie empfinden Frauen ihren Körper während der Geburt?

Ich bin dankbar für meine drei Hausgeburten. Ich wurde bestmöglich begleitet. Mit jeder Geburt wurde es leichter. Während der Geburt geschieht eine unglaubliche Transformation. Von der Symbiose zum Ich und Du. Atmen. Reinspüren. Akzeptanz. Weich bleiben. Loslassen. Annehmen was ist.

Ein weniger harmonisches Geburtserlebnis und den totalen Kontrollverlust beschreibt hingegen dieser Geburtsbericht. (Achtung Triggerwarnung).

Und einen Bericht über eine Mutter, die regelmäßig in Dialog mit ihrem ungeborenen Kind während ihrer Schwangerschaft getreten ist, findet sich zum Thema emotionale und körperliche Veränderungen des weiblichen Körpers in der Schwangerschaft hier.

Wie empfinden Frauen ihren Körper nach der Geburt?

Die ersten drei Wochen nach der Geburt waren sehr intensiv. Das Stillen war beim ersten Kind herausfordernd. Hineinfinden. Schmerz auszuhalten und darauf vertrauen, dass es wird. Ein großes DANKE an meine Hebamme für ihre liebevolle Nachbegleitung. Ich weiß nicht, ob ich sonst ins Stillen gefunden hätte.

Herausfordernd und unerwartet waren für mich die Rückbildungswehen in der ersten Woche nach der Geburt. Auch hier hat mich die Hebamme liebevoll unterstützt. Der Wochenfluss (Blutung) nach der Geburt nimmt Kraft und dauerte bei mir etwa drei bis vier Wochen.

Wie finde ich meine emotionale Balance wieder? Baby Blues und emotionales Gleichgewicht nach der Geburt

Es braucht viel Ruhe und Schutz für die Mutter. Nahrhaftes Essen und eine fürsorgliche Umgebung. Emotional waren die ersten Tage nach der Geburt eine Achterbahnfahrt aus Glückseligkeit über das Wunder der Geburt, Erschöpfung und Überforderung. Auch bekannt ist diese unmittelbar an die Geburt anschließende Zeit für Wochenbett-Depressionen und Babyblues. Das emotionale Gleichgewicht nach der Geburt ist ein sehr empfindliches. Deshalb brauchen Wöchnerinnen ihr Wochenbett, wie die Schonzeit für Mutter und Kind früher und bis heute genannt wurde.

Und dann kommt die Ernte all der Strapazen. Die unglaubliche Freude. Die innige Verbundenheit mit dem Kind. Seine Geborgenheit wahrnehmen, wenn es glückselig am Busen saugt und wonnig einschläft. Dieses Engelslächeln, dass über sein Gesichtchen huscht. Die kleinen Laute der Zufriedenheit. Die tiefe Befriedigung mein Kind aus mir heraus zu nähren. Achtsam sein – ausreichend trinken, essen und schlafen. Das Baby auch dem Partner oder nahestehende Bezugspersonen in die Hände geben – um in Ruhe zu duschen oder mal ein paar Stunden am Stück zu schlafen. Weinen und Unwohlsein des Babys (Blähungen /Unruhe) – nicht allein tragen.

Verantwortung für dieses zauberhafte Wesen teilen. Nach etwa einem Monat hab ich wieder in meine emotionale Balance gefunden.

Ganz wichtig ist es in der Schwangerschaft, aber ebenso in der Zeit nach der Geburt, sich selbst Pausen zu gönnen. Die Verantwortung für das neue Leben mit anderen Erwachsenen teilen. Dann wird alles gut.

Wie verändert sich der weibliche Körper nach der Geburt?

Mein Körper hat nach jeder Geburt ungefähr ein Jahr gebraucht, um wieder in seine ursprüngliche Form zurückzufinden. Das war völlig in Ordnung für mich. So, wie ich zugenommen habe, hab ich auch wieder abgenommen. Sprunghaft. Mal steht das Gewicht, dann geht plötzlich wieder viel verloren.

Der Körper weiß, was er tut. Er will anfangs Energiereserven, um Mutter und Kind zu schützen, denke ich. Schlafmangel, Stillen und das Reinwachsen in ein neues Leben braucht Energie. Daher – lieben was ist. Für sich selbst gut sorgen – was auch immer es braucht – Unterstützung von außen annehmen.

Zwischenzeitig hatte ich das Gefühl, ich leide an Alzheimer. Das ist bedingt durch den Schlafmangel und völlig normal. Es verändert sich wieder. Spannend war auch, dass ich nach dem Abstillen (ca 1 – 1,5 Jahre später) körperlich völlig erschöpft war. Hier braucht es ein gutes Hinschauen – was fehlt mir? Gegebenenfalls Spurenelemente, Vitamine und Nährstoffe auffüllen. Einen Gesundheitcheck machen lassen und gerade beim Eisenmangel hinschauen.

Mein Körper hat sich durch die Geburten verändert. Der Busen. Das Gewebe. Es ist der Fluss des Lebens. Lebensspuren. Ich nehme mich an, wie ich bin. Mit Dankbarkeit das Geschenk des Lebens empfangen und gegeben zu haben.

Titelbild: Grit Scholz

Über Martina Stubenschrott

Martina Stubenschrott, geboren 1983, ist verheiratet und hat drei Kinder. Nach ihrem Studium der Erziehungs- und Bildungswissenschaften sowie einem psychotherapeutischen Propädeutikum ist sie beruflich in der sozialen Arbeit tätig.

Die positiven Erfahrungen und Erlebnisse ihrer drei Schwangerschaften setzte Stubenschrott 2017 in ihrem Buch „Schwangerschaft und Geburt“ um.

Autorin Martina Stubenschrott

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